Im Reisebus von Freiburg nach Shanghai – auf der Seidenstraße um die halbe Welt
5Jun/10Off

Heidi Bisang: Nin Hao zum Zweiten

Wir sitzen in Dunhuang in einem sensationell schönen Hotel. Wie sich der kleine Moritz ein Oasenhotel vorstellt, einer Karawanserei nachempfunden mit vielen Innenhöfen. Nur ein Pool fehlt, das ist allerdings kein Wunder, hier ist Wasser ein zu rares Gut um darin rumzuplanschen. Von der Dachterrasse hat man eine tolle Aussicht auf die unmittelbar hinter dem Hotel liegenden – bis 300 Meter hohen!!! – Sanddünen.

Die Fahrt von Hami nach Dunhuang durch die schwarze Gobi ist ein Erlebnis. Stundenlang topfeben und beige-schwarz (Sand und zuoberst eine Schicht schwarzer Steine). Dann wieder wilde Passübergänge mit über- und hintereinander geschichteten Felsen/Bergen in allen Farbtönen. Die Straße von sehr gut über passabel bis zu Marke „Bachbett“. (Eine Autobahn ist teilweise schon befahrbar und teilweise noch im Bau.) Wir machen Mittagsrast an einer der raren Tankstellen (so etwa alle 100 bis 150 km gibt’s eine) und essen, waseli-was, natürlich die obligate Nudelsuppe. Immer anders und immer gut. Dutzende von den hier üblichen, überlangen (6 Achsen) Riesenlastern machen hier Pause. Unser Setra wirkt ganz klein und verloren dazwischen. Das ist sie jetzt, die Karawane des 21. Jahrhunderts. Schätzungsweise 90% aller Fahrzeuge auf den großen Überlandrouten sind schwere, lange LKWs (wohl etwa 80-Tonner), der kleine Rest bleibt den Bussen und Privatautos vorbehalten. Die Klos auf diesen Rastplätzen spotten allerdings jeder Beschreibung, meist sind es offene (entschuldigt den Ausdruck) Scheißplätze. Da haben wir Frauen den kleinen Aufstand geprobt, wir werden solche Orte nicht mehr benutzen, wofür haben wir denn ein sauberes Hüsli im Bus? Eben.

Die Zufahrt zu unserem Hotel in Dunhuang ist grandios. Quer durch die Stadt und auf einer langen schnurgeraden Straße direkt auf die Dünen zu. Wir kommen kurz nach 20 Uhr an. Also Gepäck in die Zimmer stellen, rasch die Hände waschen usw. und rauf auf die Dachterrasse und bei einem Glas kühlen Weißen (den ersten seit Bishkek) den spektakulärsten Sonnenuntergang genießen, den ihr euch vorstellen könnt. Ein Traum.

Hotels in China

Die Hotels hierzulande haben ein paar Eigenheiten, die erwähnt zu werden lohnen. In oder bei jedem größeren Hotel findet sich eine Karaoke-Bar oder ein Nightclub – meist mit lauter bis sehr lauter Musik und hauptsächlich dazu da, die männlichen Hotelgäste zu verwöhnen. Finden sich zu wenig Kunden, kann es vorkommen (so passiert in Hami), dass zwischen 23 Uhr und Mitternacht öfter mal das Telefon klingelt. Und das bei allen ausländischen Gästen, für die Chinesen ist halt nicht ersichtlich welche unserer Namen dem männlichen und welche dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen sind. In anderen Hotels werden einfach verschiedene Massagen angeboten, die teuren sind dann den Männern vorbehalten für die „Feinmassage“ – wie wir in Basel sagen.

Wer auf die ganz große Sauberkeit Wert legt, sollte nicht nach China reisen. Fleckige bis grausliche Teppiche sind fast die Regel. Verspritzte Spiegel in den Bädern normal. Wir sehen das schon gar nicht mehr. Die Reise bietet so viele Höhepunkte und ist so spannend, dass wir über solche Kleinigkeiten gerne hinwegsehen.

Schlitzohren

Die Chinesen haben nicht nur Schlitzaugen, es finden sich auch etliche Schlitzohren. Beispiele gefällig? Wir tanken, der Scheff weiß ganz genau wie viele Liter der Tank fasst, aber oh Wunder es gehen 75 Liter mehr rein. Der Tankwart akzeptiert sofort den Abzug für die 75 Liter, der nächste Kunde wird dann schon auf den Trick reinfallen, wer weiß denn schon so genau, wie viel sein Tank fasst?

Oder beim Geldwechseln auf der Bank (!!!) oder im Hotel. Mit Sicherheit wird probiert einem ein paar falsche Hunderter unterzujubeln. Gibt man die dann zurück, werden sie ganz selbstverständlich umgetauscht in Echte. Man kann’s ja mal probieren.

Das Wetter

Auf einer so langen Reise ist das Wetter kein Thema. Seit Venedig haben wir Frühlings- oder Sommerwetter. Außer in den Bergen ist es auch immer warm (zu Beginn der Reise) bis heiß (momentan). Gewitter und Regengüsse haben uns öfter mal bei der Einfahrt zu neuen Orten begleitet (Teheran, Ürgüp etc.). Wenn trockenes Wetter Voraussetzung für ein Unternehmen (Ballonfahrt) war, hat uns die Sonne immer gelacht. In der Wüste regnet es sowieso nie, es sei denn der Avantibus ist in Sicht. Am Rande der Gobi, kurz vor Hami, fuhren wir doch tatsächlich in einen (zugegeben kurzen) Regenschauer. Seit wir in der Hitze reisen, schützen wir uns mit den unterschiedlichsten Kopfbedeckungen. Nun fahren ein paar Queen Mums auf dem Weg nach Ascot, ein Dandy, ein paar Cowboys und 2 australische Crocodile Dundees (einer davon weiblich) im roten Bus gen Shanghai.

Bis zum nächsten Mal seid herzlich gegrüßt und Zai jian

Heidi Bisang

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5Jun/10Off

Barbara Volhard: Chinesisches

 

Nur noch mal zur Erinnerung: Alles Kursive ist die Beschreibung des Reiseverlaufs von Avanti. Ich zitiere es hier, um mir das Verfassen des Gleichen zu ersparen.

Jetzt ist aber mal fällig, dass ich über das Essen in China berichte. Das erste Mal, dass wir das so richtig mitbekamen, war am Sairam-See. Man sitzt etwa zu zehnt um einen runden Tisch, dessen größter Teil in der Mitte von einer großen, sich drehenden Glasplatte eingenommen wird. Jeder hat außerhalb dieser Platte etwa 30 cm Tisch-Platz. Dort hat man dann ein winziges Tellerchen, ein Schüsselchen und ein Porzellanlöffelchen zur Verfügung. Auf die Glasplatte kommen etwa sechs bis acht verschiedene Gerichte, diverse Gemüse, Fleisch, Nudeln und Reis, Warmes und Kaltes (Salate), Süßes und Salziges gleichzeitig, und nun beginnt man, mittels Stäbchen (!!!) eine Bohne, eine etwa ein Meter lange Nudel oder ein Stück Fleisch zu erhaschen, möglichst bevor die Platte sich weiterdreht, weil andere geschickter sind als du und an das nächste Gericht wollen. Eine Mitreisende traf es auf den Punkt: man kann vor dem vollen Teller verhungern. Denn nun hast du die Bohne, das Fleisch und die Nudel auf dem Tellerchen und musst sie von dort mit den Stäbchen in den Mund praktizieren. Kleckern inbegriffen. Während du also verzweifelt versuchst, wenigstens eine Kostprobe von jedem Gericht zu bekommen, werden leere Schüsseln bereits abgeräumt und die nächsten sechs Gerichte aufgetischt. Am Schluss hat es mindestens 15 verschiedene Sachen gegeben. 

 

Du lernst, dass du den Reis mit dem Löffel nehmen darfst und auch mit dem Löffel aus dem Schüsselchen essen darfst. Gottseidank, davon wenigstens kannst du satt werden! Das meiste ist köstlich, manches sehr scharf, aber es gibt ja reichlich Auswahl. Die Krönung des Essens am Sairam-See kam am Schluss: eine Schüssel mit Huhn. Aaah, denkt man, davon hätte ich auch gerne etwas. Und ein Stück Fleisch zu greifen ist auch einfacher als eine Bohne oder ein Maiskorn oder ein Stück glibbernden Chinakohl. Aber ach, in der Huhn-Schüssel befanden sich vor allem gekochte Hühnerfüße und Hühnerköpfe! Es gibt Leute – auch HP –, die das köstlich finden. Bei mir allerdings hört es dann auf. Uhrrg! Übrigens auch bei Schafkuddeln und Pferdefleisch, was wir beides inzwischen auch schon bekamen. Aber immerhin: Während der Scheff genüsslich an einem Hühnerkamm schlotzte (das Auge soll auch besonders gut sein!), verkündete er zu meiner  Beruhigung: „Aber Hund essen wir nicht!“

Die besseren Restaurants haben übrigens nicht wie bei uns einen großen Raum, in dem viele Tische stehen, sondern mehrere Räume, in denen jeweils entweder drei oder zwei oder auch nur ein Tisch stehen, sodass jede Gruppe oder Familie nicht nur ihren Tisch, sondern sogar ihren eigenen privaten Raum hat, quasi ein Separé. Im Übrigen gilt die Devise „Kitsch as Kitsch can“. Es glitzert nur so in chinesischen Restaurants.

Wenn wir mittags irgendwo, oft in einer kleinen Garküche am Straßenrand, einkehren, dann gibt es meist ein Nudelgericht, sehr gut, mit etwas Gemüse und/oder Fleisch und einer wohlschmeckenden Soße drin. Allerdings müssen wir dabei alle unsere Manieren vergessen: Es geht nur so, dass man sich mit den Stäbchen den Anfang von ein paar meterlangen Nudeln in den Mund schiebt, den Kopf tief über den Teller hängt, ein Stück hochschlürft, dann abbeißt und den Rest wieder in die Soße fallen lässt. Platsch.

Ein Problem: Das Frühstück unterscheidet sich vom Abendessen höchstens in der Anzahl der Gerichte, es gibt vielleicht nur acht, statt 15. Mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, oder auch ungefüllte Teiglinge, die wie Dampfnudeln aussehen und ungesalzen sind, nebst Gemüse, Reis, Nudeln, Fleisch usw. Brot kennen die Chinesen offenbar nicht, auch Käse nicht, von Wurst, Butter oder Marmelade ganz zu schweigen. Das ist für Deutsche, bei denen es das täglich‘ Brot immerhin bis ins Vaterunser geschafft hat, schon mehr als gewöhnungsbedürftig. Nur in sehr vornehmen Hotels gibt es dann auch mal Toast bzw. „American Breakfast“, das ja auch nicht ganz unser Geschmack ist.

In Urumqi machte Linus uns auf eine Dépendance der französischen Supermarktkette Carrefour aufmerksam, wo man z.B. richtigen Kaffee und Käse kaufen könne. In mir stiegen Visionen von Baguette mit Camembert und Rotwein auf, und ich beschloss, mir das zum Abendessen zu gönnen. Baguette gab es nicht, aber Fladenbrot, das bisher auch immer sehr gut gewesen war, in Eile griff ich mir den einzigen Brie, den es gab, noch eine Flasche Great Wall Dry Red Wine, und abends freute ich mich schon auf mein tolles Abendessen. Leider stellte sich nur heraus, dass das Brot altbacken war, der Käse war in einer Büchse (!) eingeschweißt. Auf der Packung stand: „Manufactured by Käserei Champignon, Heising, Bavaria, Germany“, und so schmeckte er auch. In Freiburg hätte ich, von französischen Käsesorten verwöhnt, diesen Käse allenfalls mit Verachtung gestraft. Der Wein ließ auch zu wünschen übrig, kurz, die Sache war ein Reinfall. Ich werde reumütig zu Nudeln zurückkehren. Jedenfalls bald, denn noch sind wir in der Provinz Xinjiang (so groß wie Deutschland Frankreich, Spanien und Großbritannien zusammen!), die ja hauptsächlich von den Uiguren bewohnt wird. Die sind wie die Türken, Usbeken, Turkmenen, Kirgisen, Kasachen ein Turkvolk (die Sprachen sind untereinander sehr ähnlich) und kennen daher Brot, das man noch an Ständen an der Straße kaufen kann, aber im Gegensatz zu ihren Vettern und Nachbarn, bei denen es dazu wenigstens Käse gibt, haben sie sich offenbar schon an die asiatischen Verhältnisse angepasst, denn die Asiaten vertragen keine Milchprodukte, weil ihnen dazu ein Verdauungsenzym fehlt.

Ein zweites Thema ist Schlafen in China. Probiert mal die härteste Matratze, die es in Deutschland gibt, aus. Ich garantiere, dass die im Vergleich zu den brettharten chinesischen Matratzen noch weich ist. Ich vermisse das Hüftpolster, das mich seinerzeit beim Zelten auf meiner dünnen Schlafmatte vor blauen Flecken bewahrt hat! Aber immerhin gibt es wieder ordentlich bezogene Decken, nicht irgendwelche Wolldecken mit viel zu kurzen Laken drunter, die man dann am Morgen irgendso an den Füßen zusammengewurschtelt hat, während man unter der Wolldecke blank liegt und sich Hautschuppen und wer weiß was sonst noch mit seinen VorgängerInnen teilt.

Auch beim Schlafen kann man erkennen, was für ein fleißiges, arbeitsames Volk die Chinesen sind. Sie arbeiten buchstäblich Tag und Nacht. Besonders deutlich ist das, wenn du z.B. im 18. Stock eines Hotels wohnst, und dann nachts um 2 oder 3 Uhr hunderte schwere Eisenstangen auf der Betonplatte des 15. Stockwerks des gegenüberliegenden Baus abgeladen – oder besser: geschmissen ­– werden. Schlafmusik.

28.05. Freitag 45. Tag Urumqi Urumqi ist auch die wichtigste Stadt der Landschaft Dsungarei. Urumqi ist die am weitesten vom Meer entfernte Großstadt der Welt. Sie liegt am Nordfuß des Tianshan-Gebirges. Wichtigste Industrien sind die Petrochemie, Textil- sowie Eisen- und Stahlindustrie. Ebenso hat sich mit dem größten Windpark in China die Windenergie in der Region Urumqi etabliert. Die Eisenbahnlinie Peking – Almaty (Kasachstan) führt durch Urumqi. Es ist eine ganz moderne Stadt, die wir heute kennenlernen.

29.05. Samstag 46. Tag Urumqi – Turfan Weiter geht es, nun auf der Autobahn in das ca. 200 Kilometer entfernte Turfan, wo wir am Mittag eintreffen werden. Die ehemalige Oase Turfan hat eine lange Geschichte und war ein bedeutendes Zentrum der Seidenstraße. Vom 5. bis 7. Jahrhundert stand Turfan unter türkischer Herrschaft, 640 wurde es dann von China besetzt, das 790 von den Tibetern abgelöst wurde. 843 wurde Turfan Teil des zweiten uighurischen Reiches. In dieser Zeit breitete sich neben dem seit etwa Christi Geburt herrschenden Buddhismus auch das Christentum und der Manichäismus in Turfan aus.

30.05. Sonntag 47. Tag Turfan Die Stadt Turfan befindet sich am Nordrand der Turfan-Senke, die an ihrer tiefsten Stelle – an den Ufern des Aydingkol- Sees – 154,5 m unter NN liegt. Damit ist sie, nach dem Toten Meer, die zweittiefste Senke der Erde. Die Oase wird durch jahrhundertealte, unterirdische Kanäle (Qanate), die Schmelzwasser aus dem ca. 70 km entfernten Hochgebirge des Tianshan herbeiführen, bewässert. Angebaut werden vor allem Melonen, und Trauben, die zu Rosinen getrocknet werden. Da die Bevölkerung muslimisch ist, werden die Trauben nicht zu Wein verarbeitet. Ein Ausflug in die Umgebung macht uns mit diesem Bewässerungssystem bekannt, mit Ausgrabungsstätten und dem so genannten »Traubental«.

Diese Bewässerungsanlage ist in der Tat ein technisches Meisterstück! Seit 2.000 Jahren wird sie in gleicher Weise betrieben und aufrechterhalten. Das Wasser wird unterirdisch (um die Verdunstung zu verringern) in inzwischen über 3.000 km langen von Hand gebuddelten Tunnels herangebracht und ist glasklar.

Wir besichtigten die Ruinen der alten Stadt Jiaohe und die in den Fels gehauenen Bezikelik-Grotten, deren früheste aus dem 5. und 6. Jahrhundert stammen. In ihnen gibt es noch gut erhaltene Fresken, allerdings zum großen Teil zerstört von westlichen Wissenschaftlern, die sie zu Anfang des 20. Jahrhunderts einfach abgeschlagen und nach Berlin bzw. London gebracht haben. Dabei wurde geradezu brachial vorgegangen: aus einem Bild wurde z.B. einfach der mittlere Teil herausgebrochen, der Rest blieb stehen. Dabei erschließt sich die Bedeutung eines solchen Bildes natürlich nur aus seiner Ganzheit, nicht aus seinen Teilen. Skandal. Die Sache ist bis heute ein Politikum zwischen China und den beteiligten Ländern.

Ein weiteres Thema ist Wohnen in China. Das erste, was mir beim Eintritt nach China auffiel, ist die unglaubliche Armut der Landbevölkerung. Man fährt an Dörfern vorbei, deren buchstäblich verfallende, verrottende Lehmbauten einen zunächst glauben lassen, es handele sich um verlassene Geisterstädte, bis man sieht, dass sie tatsächlich BEWOHNT sind! Die Städte hingegen sind modern, mit großem Verkehrsaufkommen, aber die Häuser sind oft ungepflegt, überall liegt Müll herum, auch die Balkons der Hochhäuser scheinen vor allem als Müllabladeplatz zu dienen, und manchmal kann man aus dem Hotelfenster von oben sehen, dass hinter durchaus eleganten Fassaden die gleiche Armut herrscht, mit den genauso baufälligen Häusern wie auf dem Land. Bei großer Hitze übrigens schlafen die Leute auf den Dächern, tags sieht man überall die Betten mit zusammengerolltem Bettzeug herumstehen.

 

Hier muss ich etwas nachtragen, das mir in Samarkand/Usbekistan auffiel. Muslimische Völker legen ja großen Wert auf den Schutz ihrer Privatsphäre. In Vorderasien (Türkei, Iran) wird das Problem bekanntlich durch vergitterte Fenster gelöst, durch die man zwar hinaussehen, nicht aber von außen hineinsehen kann. In Samarkand nun fiel mir auf, dass in den Straßen, die noch altstädtisch zu sein schienen, also ein- bis zweistöckige Häuser hatten, es so gut wie gar keine Fenster gab. Man sieht entweder haushohe Mauern mit Toren, oder Häuser mit Türen, aber keine Fenster. Wenn da ein Fenster war, dann war es mit Sicherheit ein Ladenfenster.  Hin und wieder gelang es mir, durch ein nur angelehntes Hoftor hineinzuspähen: dann konnte ich sehen, dass die Häuser alle ihre Fenster nach innen, zu den Höfen hin hatten. Und in der Hitze, die hier herrscht, findet das Leben im Wesentlichen auf diesen Höfen statt. So scheint das auch noch in diesem Teil Chinas zu sein, der ja hauptsächlich von muslimischen Uiguren bewohnt wird. Ich konnte vom Hotel aus mal von oben in so einen Hof hineinfotografieren:

31.05. Montag 48. Tag Turfan – Hami Von Turfan geht es auf der Schnellstraße (ca. 400 km) weiter nach Hami, einer alten Oase, die im Uigurischen Kumul genannt wird. Hami ist außerhalb Chinas vor allem durch die nach ihr benannten Hami-Melonen (Hami Gua oder Honigmelonen) bekannt.

01.06. Dienstag 49. Tag Hami Hami ist eine halbwegs moderne Oasenstadt mit wenig Industrie und ohne antike Bauten. Besichtigen kann man aber eine 10 m hohe prächtige islamische Grabanlage (Hãmì Wángmù) aus dem Jahr 1840, ca. 2 km südlich der Stadt nahe der Moschee (Qïngzhën Sì), in dem einer der insgesamt neun uigurischen Könige von Hami mit Namen Bochir samt seinen Frauen begraben liegt. Auf dem Weg zum Grab kommt man am heiligen Grab Gai Sis (Gaìsï Mù) vorbei, der im 7. Jahrhundert als muslimischer Missionar nach China gekommen war. Die Hami-Könige hatten ihm an dieser Stelle ein Denkmal errichtet, das 1939 zerstört wurde. 1945 sammelten lokale islamische Honoratioren Geld, um das heilige Grab (Mazar, chin. Mazha) wieder aufzubauen.

Während die Gruppe mit dem Bus nochmal in die Berge fuhr, hatte ich mir frei genommen, besichtigte die Grabanlage und schlenderte durch die Stadt – als einzige Langnase unter lauter ChinesInnen. Man guckt ja ganz anders, als wenn man in einer Gruppe – und von den dabei geführten Gesprächen – abgelenkt wird. Es gab nicht einen Touristen, und die Leute scheinen die auch nicht gewöhnt zu sein. Denn dort, wo Touristen eine häufigere Erscheinung sind, werden sie auch umgehend von HändlerInnen in sehr aggressiver Weise bedrängt, etwas zu kaufen. Ich hingegen konnte völlig unbehelligt durch den Bazar gehen, in Ruhe schauen und das Leben dort beobachten.  Durch die engen Gassen wuseln kleine, der Enge angepasste Lieferwagen:

 

Männer spielen ein Brettspiel     Hausfrauen eilen hindurch und kaufen Obst und Gemüse, es ist voll. Auffallend, dass es kaum ältere Leute jenseits 40-50 Jahren zu geben scheint, dieses Volk ist ein junges! 

Schade nur, dass man mit niemandem reden kann. Sogar die mir durchaus geläufige Verständigung mit Händen und Füßen mithilfe von fünf bis zehn Wörtern, die überall sonst klappt, klappt hier nicht. Auch die Handzeichen sind nämlich anders: wenn du die Zahl zwei zeigen willst, wie bei uns üblich mit Daumen und Zeigefinger, dann bedeutet das hier eine acht. Eine sechs zeigst du nicht mit sechs Fingern, sondern mit Daumen und kleinem Finger, wobei die anderen drei Finger geschlossen bleiben usw. Auch in den Hotels können die Angestellten meist nur ein paar Brocken Englisch, und selbst da ist die Verständigung auch über einfachste Dinge schwierig.

Die chinesische Sprache scheint von der Grammatik her relativ einfach zu sein, das Problem ist die Aussprache. Dass es da verschiedene „Tonhöhen“ geben soll, hat man ja schon mal gehört, inzwischen weiß ich es etwas genauer. Es geht dabei um die Hebung oder Senkung des Tons, ähnlich wie wir am Ende einer Frage den Ton erhöhen, quasi von unten nach oben schieben: bei „kommst du morgen?“ sprechen wir das „mor“ etwas tiefer als das „gen“. Im Chinesischen kann sogar eine einzige Silbe (!) nicht nur von unten nach oben gesprochen werden, sondern auch von oben nach unten, manchmal sowohl als auch, d.h. der Ton der Silbe fängt oben an, senkt sich nach unten und geht dann wieder nach oben (bösartig beschreibbar als eine Art Jaulen). Ein dreisilbiges Wort könnte also bestehen aus einer Silbe, die wie beschrieben diesen Bogen macht, einer zweiten, die von oben nach unten und einer dritten, die von unten nach oben gesprochen wird. Dann gibt es noch im Ton gleich bleibende Silben und außerdem noch Unterarten dieser vier Betonungsarten. Das alles wäre noch nicht mal so schlimm, in der lateinischen Umschrift der Wörter gibt es dafür spezielle Akzente, aber die Umschrift selbst ist ein Problem. Wer immer sich das ausgedacht hat, hatte dabei jedenfalls nicht die deutsche Aussprache im Sinn. Da wird r wie j (Journal) ausgesprochen, q wie tj, x wie ch (in ich), a wie ä, i meist ebenfalls, manchmal aber auch nicht usw., und das soll man dann auch noch lernen. Ich lerne Fremdsprachen normalerweise recht schnell, hier aber schnalle ich ab.

Das, was diese Chinareise - mal abgesehen von den kulturellen Eindrücken - wirklich interessant machen würde, das Gespräch mit den Menschen, findet also nicht statt. Es gibt aber einen Ersatz. Der englische Journalist Rob Gifford, der jahrelang in China gelebt hat und chinesisch kann, ist am Ende seines Aufenthalts genau die Strecke gefahren, die wir auch fahren, nur anders herum: von Shanghai bis Korgaz, eben jenem Grenzposten nach Kasachstan, wo man unseren Bus fast nicht nach China hineingelassen hätte. Er hat die unterschiedlichsten Verkehrsmittel benutzt, Busse, Taxis, manchmal auch per Anhalter auf Lastern, und er HAT mit den Menschen gesprochen, gerade auch solchen aus den unterschiedlichsten Ethnien und darüber ein Buch geschrieben: „China Road“. Auf Deutsch unter dem albernen Titel „Chinas großes Herz.“ Dabei entstand ein sehr facettenreiches Bild dieses so heterogenen Landes, die Lektüre lohnt sich.

02.06. Mittwoch 50. Tag Hami – Dunhuang Auf Autobahnen und Landstraßen fahren wir weiter ins ca. 400 km entfernte Dunhuang in der Provinz Gansu. Dunhuang liegt am Westende des Hexi-Korridors inmitten von Wüstengebieten. Die Höhe beträgt 1.100 m. Unweit der Stadt Richtung Westen teilt sich die Seidenstraße in ihren nördlichen und südlichen Zweig zur Umgehung der Wüste Taklamakan.

Fahrt durch die Wüste Gobi, und zwar durch die „schwarze“ Gobi, die so heißt, weil sie von anthrazitfarbenem Geröll bedeckt ist, das nach einem Regen tatsächlich schwarz aussieht. Solche Wüstenfahrten sind sehr unterschiedlich. Manchmal gähnend langweilig, weil um einen herum alles flaches, graues Geröll ist, das einzig Interessante ist die Feststellung, dass der Horizont in der Tat rund ist und die Erde tatsächlich wie eine Scheibe wirkt. Und doch: es gibt auch Leben darin. Vereinzelt gedeihen kleine Sträucher, die sogar blühen. Dann aber kommen wieder atemberaubende Formationen, Hügel, Berge, raue Täler, Felsformationen, keineswegs nur „schwarz“, sondern häufig auch „blond“, und die Mischung aus beidem sieht dann besonders spannend aus.

   

Ab und zu kleine Oasenorte, dort wird es dann knall auf Fall saftig grün, es wachsen sogar Bäume. Und dann kommen wir nach Dunhunag, und am Ende der Straße sieht man schon die berühmten „singenden Dünen“, die allerdings nur unter bestimmten Windbedingungen „singen“. Wir haben ein wunderbares Hotel direkt daneben, von der Dachterrasse einen zauberhaften Blick.  

Mittags halten wir oft in dem, was einer Raststätte entspricht, kleine, dunkle Kneipen, in denen man die schon erwähnten Nudeln bekommt. Der Hauptgrund für das Halten dort ist aber eigentlich nicht das Essen, sondern die Tatsache, dass wir unterwegs keine Büsche fanden – ihr wisst schon. Nur machten wir die Entdeckung, dass es die dort auch nicht gibt (wieso auch, wir sind in der Wüste), ein Klo allerdings auch nicht. Es gibt nur die Open-Air-Toiletten in einer Kuhle irgendwo hinten, wo man dann zwischen den buchstäblich (ich übertreibe nicht!) Hunderten von Hinterlassenschaften anderer watend sich eine ca. 20 cm freie Stelle suchen darf. Wir verzichteten gerne und lernten wieder mal die Annehmlichkeiten des Reisens mit Avanti kennen: die Bordtoilette wird jetzt eben häufiger besucht.

03.06. Donnerstag51. Tag Dunhuang Dunhuang wurde im Jahre 111 v. Chr. vom Kaiser Wudi der westlichen Han-Dynastie gegründet. Aufgrund ihrer Lage an der alten Seidenstraße spielte sie als wichtigster chinesischer Knotenpunkt dieses Handelsweges eine bedeutende Rolle im Kultur- und Warenaustausch mit dem Westen. So breitete sich der Buddhismus ausgehend von Dunhuang in China aus. Im Jahre 366 wurde der Bau der Mogao-Grotten begonnen und bis ins 14. Jahrhundert fortgeführt. In Mogao haben buddhistische Mönche zwischen dem 4. und 12. Jahrhundert etwa 1.000 Höhlen in die Sandsteinfelsen geschlagen und mit buddhistischen Motiven (Buddha-Statuen, Skulpturen und Wandmalereien) verziert. 492 dieser Höhlen sind heute noch erhalten und zum Teil für Touristen zugänglich. Im Jahre 1900 entdeckte ein daoistischer Mönch rund 50.000 Dokumente aus dem 4. bis 11. Jahrhundert, die Mönche im Jahre 1036 in einer Höhle eingemauert hatten, um sie vor den heranstürmenden Mongolen zu schützen. Viele dieser Dokumente befinden sich heute im Besitz des Britischen Museums in London. 1942 wurde die Dunhuang-Akademie gegründet, um die Höhlen zu schützen und systematisch zu konservieren. Seit 1987 zählen die Mogao-Grotten zum Weltkulturerbe. Ausführliche Besichtigung am heutigen Tag.

Diese Grotten waren zweifellos das kulturell Beeindruckendste, was wir bisher in China zu sehen bekamen. Aber der Satz „ Viele dieser Dokumente befinden sich heute im Besitz des Britischen Museums in London“ zeigt ja schon, dass auch hier die Wissenschaft sich als Räuberei betätigt hat. Die Grotten werden sorgfältig im Dunkeln gehalten bei konstanter Temperatur, nur eine begrenzte Zahl von Besuchern wird zugelassen. Wir bekamen acht Grotten zu sehen, wobei eine ausgezeichnete Führerin uns genau erklärte, was noch im Original erhalten war (meist die Wandgemälde) und was restauriert (meist die Bemalung der Skulpturen), auch die Bedeutung der Bilder und die Geschichten, die sie z.T. erzählen. Was wir da an kunstvollsten Bildern zu sehen bekamen, war unglaublich. Gebäude schon im 8. Jh. perspektivisch gemalt (das kam in Europa erst sechs Jahrhunderte später!), Tiere und Menschen so lebendig und bewegt gezeichnet, es war erstaunlich. Natürlich durfte man nicht fotografieren, die Blitze hätten den Bildern geschadet. Ich habe aber mal eine Zeichnung von einer Postkarte abfotografiert und schicke sie euch.

 Am Schluss, als wir das ganze Programm absolviert hatten, fragte uns unsere Führerin, die wohl unser echtes Interesse und unsere Begeisterung bemerkt hatte, ob wir noch eine Grotte sehen wollten. Natürlich wollten wir, und nun zeigte sie uns den Höhepunkt: eine vollständig im Original erhaltene Grotte, in der auch die Skulpturen nicht restauriert waren. Die war die Schönste, denn sie war harmonischer als die anderen, in denen die Skulpturen eben doch lautere – weil neuere – Farben hatten als die übrigen Malereien.

04.06. Freitag 52. Tag Dunhuang Ruhetag Heute legen wir einen Ruhetag ein. Unser Hotel liegt am Rande der Stadt, unmittelbar neben den Sanddünen, die sich bis zu 300 m hoch auftürmen. Eine fantastische landschaftliche Umgebung, zu der auch der wenige Hundert Meter entfernte Mondsichelsee bei den Dünen gehört. Eine perfekte Gelegenheit, zu Fuß die Umgebung zu erkunden, zur Ruhe zu kommen, zu entspannen, mit Muße den Tag zu genießen und von der Terrasse des Hotels den Blick in die Wüste schweifen zu lassen.

Naja, und ich habe geschrieben. Damit ist jetzt aber wieder mal für eine Weile Schluss! Vorher will ich aber noch etwas sagen: Vor Jahrzehnten hatte ich meine erst und letzte (!) Busreise über Land, nämlich nach Spanien gemacht und mir geschworen, mir so etwas nie wieder zuzumuten. Die Vorstellung einer Busreise war für mich der reine Graus. DIESE Reise mit Avanti hatte ich nur deshalb gebucht und dabei in den sauren Apfel Busreise gebissen, weil ich sie anders nicht bekommen hätte. Ich kann nur sagen, ich habe mir inzwischen mit Interesse den Katalog von Avanti angesehen und überlege schon, ob ich nicht nächstes Jahr die Reise ums Mittelmeer (Libyen! Ägypten! Jordanien!) mitmache. Soviel zum Thema Busreisen. Aus der Saula wurde eine Paula.

Barbara Volhard

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5Jun/10Off

Inge Stagneth: Samarkand – Urumqi

13.5.      Samarkand

Prächtig fängt der Tag an.  Die Architektur ist wirklich atemberaubend. Die Gebäude auf dem Registan-Platz sind so wunderbar, dass ich mich kaum sattsehen kann und ich bin glücklich, dies alles mit eigenen Augen zu sehen. Wir durchwandern die Räume, bleiben natürlich bei den Waren, die im Innern angeboten werden, stehen, prüfen und kaufen und Reza bleibt geduldig. Wenn wir alle bei ihm stehen, erzählt er uns die alte Geschichte. Stunden verbringen wir wieder auf dem Bazar. Und hier kaufen wir die usbekischen Pampers. Im Geo Spezial Nr. 6/2007 steht die Geschichte über sie:

Man könnte sie für eigentümliche Pfeifen halten, doch weit daneben. Denn „Schumaks“ sind Urinale für Babys. Mit der breiteren Öffnung senkrecht zwischen den Beinen der Jungen oder Mädchen eingepasst, sorgen sie dafür, dass die kleinen Geschäfte der Kleinen flüssig vonstatten gehen. Das funktioniert allerdings nur im stationären Gebrauch, also in der Wiege, da die Schumaks nur dort zwischen den Beinen der Babys fixiert werden können. Und gelingt mittels breiter, oftmals aufwändig verzierter Fesseln, die um die Bettchen geschlungen werden. In die Kleider und Decken ist ein großes Loch geschnitten, ebenso in den Boden der Wiege. Darunter steht schließlich ein Töpfchen für den gelungenen Abschluss. Seit rund 1000 Jahren schwören Mütter in Chinas Nordwesten auf das sehr eigene Abwassersystem für ihre Jüngsten. Auf den Märkten der muslimische  Uiguren sieht man die aus Maulbeerbaumholz geschnitzten Urinale noch heute –eben auch in Kirgistan. Das Ende der Windeln kommt erst nach rund zwei Jahren – also dann, wenn die Kleinen trocken sind. Aber nicht nur diese mehrmalige Verwendung  ein und desselben Exemplars schont die Umwelt. Auch seine Entsorgung geht ökologisch einwandfrei vonstatten – eine Schumak wird letztlich im heimischen Herd verfeuert.

Ich habe natürlich diese Schumaks für ein paar Cent umgerechnet erstanden. Verena haben wir beim Kauf einer Mütze unterstützt. Und auf dem Heimweg bleiben wir noch in einem schönen Geschäft hängen, aber die Sachen sind mir alle viel zu eng. Den Abend verbringe ich mit Monika und Birgit in einer Medrese bei einem klassischen Konzert. Ich fühle mich in einen russischen Film versetzt: Drei Russinnen und ein Usbeke, der die usbekische Querflöte perfekt beherrscht, bestreiten das Programm. Die Dame mit dem Cello, gekleidet ist sie in einen schwarzen, langen Samtrock, ist die Ansagerin. Die Pianistin trägt ein enges, schwarzes Kleid, mit hohen Schuhen. Sie schaut kaum auf von ihrem Notenblatt. Eine ältere Sopranistin, singt russische Lieder. Wer möchte, kann Saft trinken. Außer uns ist noch eine italienische Gruppe da. Herausgeputzt, sodass ich mir mit meinem Rucksack und den nackten Füßen in den bequemen Sandalen etwas komisch vorkomme. Vor dem Konzert  habe ich mit einem jungen charmanten Guide gesprochen, der eine kleine Gruppe Amerikaner führt. Er spricht fließend Deutsch und er erzählt, dass er ein freiwilliges soziales Jahr in der Nähe von Fulda absolvierte und  dort mit Behinderten gearbeitet hat.

14.5.      Samarkand

Der Morgen beginnt mit der Besichtigung der Gräberstraße. Viele verschiedene Kuppeln gibt es zu bestaunen. Aber wir sind alle etwas übersättigt mit Besichtigungen. So sitzen wir auf den Stufen und lauschen den Ausführungen Rezas. Es ist herrlich diese Bauwerke zu betrachten und zu träumen.

Beim Besuch der Seidenweberei wird es dann wieder lebendiger. Der Besitzer erklärt uns die Herstellung so witzig, dass wir die Müdigkeit vergessen und gebannt zuhören. Wir schauen den Mädchen zu, mit welcher Fingerfertigkeit sie arbeiten. Eine Decke aus Seide habe ich mir ausgeguckt, aber der Preis hält mich davon ab, eine zu kaufen. Viele Politiker, u. a. auch Angela Merkel waren schon bei ihm zu Besuch.

Am Nachmittag schlendern wir nochmals über den Bazar und wollen noch das Minarett besteigen. Ich nehme Abstand, denn ich weiß nicht, ob das mit der Höhe klappt und vertrauenswürdig sieht das Treppenhaus nicht aus. Doch Birgit und Sigrid nehmen den  Aufstieg in Kauf. Im Innenhof der Medrese ist eine kleine Bühne aufgebaut und davor stehen die Diwans zum Teetrinken. Wir nehmen Platz, trinken Tee und erleben eine sehr schöne Aufführung, die auch das Hochzeits-Zermoniell zum Thema hat.

15.5.      Samarkand - Taschkent

Heute ist wieder ein Fahrtag. Ca. sechs Stunden werden wir fahren und uns aus dem Busfenster die Landschaft anschauen. Das Hotel ist ein Bau aus der Sowjetzeit. Ein riesiger Komplex, wie ein Bienenkorb sieht es aus. Eine moderne Stadt, mit großen Prachtbauten und großen Parkanlagen.

Zum Abendessen führt uns Reza in ein Restaurant. Wir sitzen im Garten, es wir Live Musik gespielt. Die Musik ist sehr laut, aber das scheint die Usbeken nicht zu stören. Die Tische sind schön eingedeckt und heute Abend sind wir viele, denn die Mitreisenden, die ab Taschkent dabei sind, sind eingetroffen und die, die uns in Taschkent verlassen, sind noch da. Eine richtig große Tafel. Am Nebentisch sitzt eine Geburtstagsgesellschaft und sie tanzen. Ich bewege mich etwas zur Musik. Plötzlich werde ich von einem jungen Mann aufgefordert und ich tanze mit ihm. So ganz wohl fühle ich mich nicht, denn ich weiß nicht, ob dies hier so üblich ist. Nach dem Tanz bringt mich der junge Mann an den Tisch zurück und der Kellner bringt mir eine Flasche Sekt von ihm. Mir ist das peinlich. Was bedeutet dies? Reza aber beruhigt mich und sagt, dass dies der Dank sie und alles seine Ordnung habe. Ich will es ihm glauben. Spaß hat es allemal gemacht.

16.5. Taschkent

Der Bazar hier ist überwältigend. Bunt, fröhlich, und laut. Die Menschen lachen, lassen sich aber nicht so gerne fotografieren. Bunte, schöne Kleider tragen die Frauen und auch hier zeigen sie alle ihre Goldzähne. Das Gemüse ist so schön, dass ich am liebsten alles einkaufen will.

Wir gehen zum Denkmal, welches für die Erdbebenopfer gebaut wurde, sehen eine aufstrebende moderne Stadt mit großzügigen Plätzen, Universitäten, Schulen, Kaufhäuser usw.-

Am Abend feiern wir Abschied in einem Lokal, zu dem wir wieder zu Fuß gehen können. Schade, dass uns sechs verlassen, zum Frühstück werden sie nicht mehr dabei sein. Aber wir werden uns mit den Neuen auch anfreunden.

17.5.      Taschkent - Taraz

Heute wieder früh los. Die Grenze erwartet uns. Zunächst geht alles schnell. Wir kommen um 9.30 Uhr an und werden an den Einheimischen vorbeigeschleust. Doch dann heißt es warten, der Bus steht zwar zur Ausfahrt bereit, aber es fehlt wohl ein Papier oder ein Stempel, dass wir Kasachstan befahren können. Wir üben uns in Geduld. Wir sitzen außerhalb des Zollgebäudes und vertreiben uns die Zeit mit Spielen, lesen, reden. Den Bus dürfen wir nicht betreten, müssen also draußen bleiben. Das Klohäuschen ist eine Bretterbude und stinkt entsetzlich, ist schmutzig und wüst. Es gibt keine Möglichkeit etwas zum Essen oder Trinken zu kaufen. Ina hat noch altes Brot und ein paar Kekse. Kaffee können wir nicht kochen, da der Bus abgestellt ist. Nach Stunden kommt ein Zöllner und bietet an, uns durch seine Mutter ein Eis bringen zu lassen. Einige von uns nehmen dies gerne an. Es heißt, dass wir um 20 Uhr fahren könnten, denn dann ginge es wohl auch ohne Stempel. Die Erlaubnis käme von oberster Stelle.

Unsere Reiseleiterin wird von manchen Zöllnern böse angemacht. Toli versteht etwas russisch. Das Mädchen ist so verstört, dass sie kaum mehr etwas mit uns redet. Die Zeit ist nun wieder um eine Stunde vorgestellt und um halb acht Uhr bekommen wir die Erlaubnis zum Wegfahren.

Hans-Peter kann im Schnitt kaum schneller als 54 km fahren. Die Straße hat tiefe Schlaglöcher und so sehen wir die Sonne untergehen. Um Mitternacht halten wir vor einem Gasthaus. Es ist sehr sauber. Wir können es kaum glauben, dass die Familie uns ein Essen mit Salat, Suppe und Fleisch zubereitet. Es schmeckt köstlich und wir bedanken uns bei den netten Menschen herzlich. Das wäre uns in Deutschland nicht passiert. Wir fahren weiter, schlafen so wie es geht und erreichen gegen 5 Uhr das Hotel. Hier werden wir erwartet und zu unseren Zimmern geleitet. Schnell verschwindet jeder in sein Bett, endlich die Glieder strecken und Ruhe haben.

18.5.      Taras - Bishkek

Wir fahren nach einem guten Frühstück um 12 Uhr los. Steppe…, dann taucht das Tien-Shan-Gebirge zu unserer Rechten auf. Es begleitet uns. Die Fahrt ist gut. Ich schlafe viel, weil ich sehr früh wach geworden bin. Die Berge sind etwas verborgen in den Wolken. Das große Hotel ist gut eingerichtet, hat einen Pool, vielleicht kann man ja schwimmen. Das Abendessen ist international, aber es mundet uns bestens, nach all den Spießen und orientalischen Sachen.

 19.5. Bishkek

Irina, unsere neue, junge Reiseleiterin, ist Klasse. Sie erzählt viel und heute Morgen geht es in die Berge. Früh um 6 stand ich auf meinem Balkon und betrachtete diese von der Sonne angestrahlten Schneeberge. Die roten und blauen Häuser bilden einen guten Vordergrund. Die Sonne wärmt schon.

Mit dem Bus fahren wir in die Berge, um bei einer kleinen Wanderung, die immer dem Fluss bergauf folgt, die Natur zu genießen. Den Nachmittag verbringen wir Frauen am Pool und ich natürlich gleich ins Wasser zum Schwimmen. Nachher erfahre ich, dass man das noch nicht hätte tun sollen, da es noch eine zu starke Konzentration von Chemikalien im Pool habe. Aber auch die anderen lassen sich nicht abhalten, sich abzukühlen. Herrlich, wir haben Ferien!!!

20.5.

Los geht es mit dem Bus bei strahlendem Sonnenschein und tiefblauen Himmel an den Issyk-Kul-See. Unterwegs bei einem alten Turm nehme ich das Landschaftsbild dieser Weite in mich auf. Es ist gigantisch, wie die Berge mit ihren Gletschern uns begleiten. Ich erfahre, im wahrsten Sinne des Wortes, zum ersten Mal, wie groß und verschiedenartig unsere Erde ist. Auf den Feldern arbeiten die Menschen mit einfachen Hilfsmitteln, Tierherden werden von berittenen Hirten und Hunden bewacht. Ab und zu kleine Häuser mit Gemüsegärten und Obstbäumen. Pappeln begleiten als Alleen unseren Weg. Die Berge werden uns noch tausende von Kilometern begleiten sagt Hans-Peter.

Nach 4 Stunden auf einer holprigen mit Schlaglöchern versehenen Straße sehen wir den tiefblauen, türkisfarbenen See aufleuchten. Und wenig später stehen wir an seinem Ufer. Der Weg zu unserem eigentlichen Ziel wäre noch zu weit und bei dieser Straße benötigten wir dafür noch Stunden. Der See ist zehnmal so groß wie unser Bodensee und er ist salzig, hat keinen Abfluss, das Wasser verdunstet und lässt das Salz zurück.  Ein kleines Meer. Schneckenhäuser liegen am Strand und die Berge leuchten über dem See wie eine Fata Morgana, von Horizont zu Horizont. Hans nimmt wagemutig ein kurzes Bad, das Wasser ist nicht so kalt aber es geht ein sehr frischer Wind. Wir begnügen uns, mit den Füßen in das Wasser zu gehen. Wenn wir uns umdrehen, sehen wir niedrigere Berge, nicht ganz so hoch aber sie sind begrünt und geben einen schönen Kontrast zu den Bergriesen mit ihren weißen Flächen.

Am Straßenrand haben wir Fische gekauft und wir sättigen uns bei einem üppigen Picknick mit Rotwein, Tomaten, Gurken, Käse, Wurst, dem obligatorischen Knoblauch, den Waltrun bei jedem Picknick mit viel Liebe und Geschick so klein schneidet, dass sich das Olivenöl, welches Hans-Peter aus Andalusien, wo er jeden Olivenbaum und den Bauern persönlich kennt, mitgebracht hat. Wir sind süchtig danach… Ich schaue und schaue, scanne die Bilder in meinen Kopf, keines möchte ich davon missen. Auf der Rückfahrt noch eine kurze Pause. Wir bestimmen Blumen und finden Steine. Ina hat einen kleinen schwarzen mit einem feinen Gesicht gefunden.

21.5.

Heute sehr schlechtes Wetter. Es regnet. Wir haben Ruhetag. Mit Taxis fahren wir zum Markt. Schlendern darüber, kaufen Kleinigkeiten und fahren dann zu dritt in einem abenteuerlichen Taxi, das fast auf den Felgen fährt, weiter zu einem anderen Markt, dort, so sagt Irina gab es schon des Öfteren Unruhen. Buntes Gedränge. Ab zu und zu ein Guss von oben, weil sich das Regenwasser in den Folien der Abdeckungen gesammelt hat. Wir finden schöne Beute, die wir in einem besseren Taxi ins Hotel bringen.

23.5.

Früh verlassen wir das Quartier, denn heute fahren wir in Richtung chinesischer Grenze nach Almaty. Bei der Ankunft fängt es an zu regnen. Hier begrüßt uns Linus unser deutscher Reiseleiter für China. Wir scheuen den Regen nicht und laufen zu einer russisch-orthodoxen Kirche, schön im Zuckerbäckerstil aufgebaut. Dort findet ein feierlicher Pfingst-Gottesdienst statt. Die Menschen sind feierlich bekleidet. Patriarch Alexander, soviel verstehen wir, leitet die Liturgie. Ein Chor und Solisten, wunderbare Männerstimmen, begleiten musikalisch das Ganze. Fast 2 Stunden nehmen wir diese Feierlichkeit stehend in uns auf.

 24.5.

Nach einem beeindruckenden Fahrtag erreichen wir Zarkent, die letzte Kleinstadt vor der chinesischen Grenze. Hier übernachten wir fast familiär in kleinen Zweibettzimmern. Bekommen sehr früh am Morgen das liebevoll gerichtete Frühstück ins Zimmer serviert und los geht es zur Grenze, auf nach China. Was wird uns wohl erwarten? Nach gut einer Stunde erreichen  wir die erste Sperre. Drei Busse stehen schon da. Wir beobachten die anderen, die an der Straße frühstücken. Sie steigen aus Schlafbussen aus, strecken sich, spucken auf den Boden und schütteln sich. Und dann  hebt sich die erste Schranke. Beim nächsten Halt, so teilt uns Linus mit, müssen wir unser ganzes Gepäck aus dem Bus nehmen und zu Fuß weitergehen. Damit habe ich nicht gerechnet. Die Taschen haben sich um eine vermehrt, die Einkaufstasche. Aber alle helfen mit, denn auch die Picknick-Sachen müssen mit. Für uns Fußvolk geht alles glatt. Die Koffer und Taschen werden zwar alle durchwühlt, den PC und den Pass muss ich abgeben. Zum Glück geht es den anderen auch so. Nach einer Weile bringen sie alles zurück. Bis auf Gabrieles. Inzwischen ist es Mittag geworden. Der Zoll schließt und unser Bus musste parkieren. Nichts geht. Wir stehen in China und warten. Durch das Fenster sehen wir den Bus, aber auch Hans-Peter darf nicht hin. Die Zeit vergeht. Eine kleine Schlägerei entwickelt sich unter den Taxifahrern aber nach kurzer Zeit, nachdem gleich auch Militär anrückte, ist der Spuk vorbei und der Streithahn hat sich beruhigt. Frauen schleppen Kartons um Kartons. Es sind uigurische Frauen, die frische Ware ins Land bringen wollen. Darunter große, schwere, gefüllt mit Bonbons. Ich bekomme einen, wahrscheinlich schaute ich so hungrig.

Langsam wird es ruhiger, weniger Menschen kommen durch den Zoll. Es tut sich nichts. Endlich, Hans-Peter kann den Bus wegfahren, denn dieser muss noch desinfiziert werden und durch den Zoll. Wir gehen mittlerweile mit Che, unserem chinesischem Führer und Linus nach draußen auf die Straße. An einer Straßenkreuzung sollen wir warten. „Der Auszug aus Jerusalem“, Jeder zieht, schiebt, trägt seine und andere Lasten dorthin. Sofort setzen sich zwei kleine Wagen, die Getränke anbieten, in unsere Richtung in Bewegung. Ja, das Wasser tut gut, auch das Bier. Da sehen wir auf dem Zollhof unseren Bus, er fährt, nein er fährt nicht, er parkt ein. Es ist mittlerweile 17 oder 18 Uhr. Das wird heute nichts mehr mit dem Bus. Linus hat bereits die Agentur angerufen um einen „Chinesenbus“ zu organisieren, der uns in unser nächstes Quartier bringen wird.

Da wir alle hungrig sind, sucht Linus mit uns ein Restaurant. Unsere Koffer werden an der Straßenecke von Toli, Wolfram und Che bewacht. Das erste Haus ist Linus nicht geheuer, die Küche, die er gesehen hat, wohl nicht sehr vertrauenswürdig. So geht es weiter. Ein Auto hält an und sagt, dass wir die Straße hinunter gehen sollten, dort sei ein gutes Restaurant. So ist es, die Herren im Auto waren Polizisten. Linus muss mit zur Dienststelle, um uns dort anzumelden. Der Bus, mit dem wir weiterfahren, ist klein und eng, nicht so gut gefedert. Aber wir haben Glück, denn es ist eine neue Autobahn und der Fahrer ist sehr gut. Unser Gepäck und alle Crewmitglieder sind wieder an Bord. Unser „Baby“ steht nun einsam auf dem Zollhof. Toli, unserem Mechaniker, bricht es schier das Herz.

Im Hotel wird kräftig gebaut, doch das stört uns nicht, tragen uns doch die Hotelangestellten die Koffer in den zweiten Stock.

25.5.

Unsere Crew, bis auf Che und Linus, ist schon unterwegs zum „Baby“, als wir zum Frühstück erscheinen. Monika kommt mir mit zwei Polizisten entgegen, sie suchen Linus als Übersetzter. Monika war am Morgen auf die Straße gegangen, um sich ein wenig umzusehen. Kaum war sie ein paar hundert Meter gegangen, stiegen aus einem Auto zwei Männer aus, die sie als äußerst nett bezeichnete und die sie auch fragte, ob sie sie nicht fotografieren dürfe, bis ihr ein englisch sprechender Herr erklärte, dass dies Polizisten seien. Sie wurde gebeten, ins Auto zu steigen, was sie jedoch nur tat, als der nette Herr bereit war auch miteinzusteigen, denn ihn verstand sie. So wurde sie die paar Meter im Polizeiauto zurück gebracht.

Mittlerweile ist klar, dass es heute mit dem Bus nicht mehr klappen wird. Für ihn ist noch TÜV angesagt, für die Fahrer eine Fahrprüfung, ein chinesisches Nummernschild, chinesische Führerscheine. Die Zeit läuft und läuft…

Wir versorgen uns in 1 ½ Stunden mit Geld. Der Papierkrieg in der Bank ist unglaublich. Die Menschen warten sehr lange, bis sie an der Reihe sind. Und nun wollen wir einen Spaziergang zum Park machen. Wir kommen nicht weit. Nach ca. 600 Metern werden wir von der Polizei angehalten. Wir haben auch bemerkt, dass wir aus schwarzen Autos beobachtet werden. Mehrere Fahrzeuge bewachen uns. Linus muss angeben, was wir hier machen. Nach längerem Hin und Her bekommt er ein Papier, mit dem wir in den Park gehen dürfen. Also laufen wir. Aber nach ca. 400 Metern wieder Polizei. Hin und Her. Das Ende ist, dass die Polizei uns Taxis ruft, die uns zum Hotel zurückbringen, mit der Auflage, dass wir uns nur mit einem Radius von ca. 200 m Umkreis vom Hotel aufhalten können. Es sei alles nur zu unserem Schutz.

Wir verlassen Yinning und fahren mit unserem neuen Bus zum Sairam-See. Der Fahrer hat wohl auch hier übernachtet und wir hoffen, dass wir das „Baby“ heute Abend wiedersehen werden. Zunächst ist es eine gute Fahrbahn. Aber die Straße wird zur Autobahn  umgebaut und das bedeutet, schlechter Straßenzustand. LKW an LKW. Es geht bergauf. Wir passieren ungesicherte steile Geröllhalden, die jederzeit Steine auf die Straße werfen können. Wir sehen Frauen und Männer große Steine schleppen und auf Lastwagen hieven. Schwerstarbeit, billigstes Material. Überhaupt ist hier viel kleine Handarbeit mit sehr vielen Menschen. Nach einer Kurve, ein gigantischer Anblick. Die Autobahn wird einst in ca. 500 m Höhe liegen. Pfeiler und Brückenteile überspannen schon hier das Tal. Das hätte Peter interessiert. Mir kommt es vor wie der Turmbau zu Babel. Foto-Stopp. Hoffentlich übersteht diese Straße einmal die kalten Winter. Unser Fahrer bringt uns zuerst zum See.

Ganz andere Aussichten. Die Berge und die Wiesen - alles spiegelt sich in diesem blauen See. Unser Hotel liegt auf 2.000 Meter Höhe und je, es so kalt. Das Haus unbeheizt, erst aus dem Winterschlaf erwacht, wir sind die ersten Gäste auch die Jurten der Nomaden sind noch nicht aufgeschlagen. Beim Nachtessen ist uns kalt und in der Nacht ziehe ich alles an, was wärmt.

26.5.

Die Sonne wärmt. Nach dem Frühstück kann, wer Lust hat, Landeskunde und Sprachunterricht mit Linus auf der Terrasse genießen. Dann machen sich ein paar mit ihm auf den Weg zu einer kleinen Bergtour. So viele Bergblumen, die hier sprießen und uns Freude bringen! Auf dem zweiten Gipfel dann liegt uns der See mit seinen Spiegelungen zu Füßen. „Gucken, gucken, gucken.“ Wir überqueren kleine Schneefelder, sehen den Nomaden beim Aufbau der Jurten zu, fotografieren ein Hochzeitspaar am See und laufen zurück. „Der Bus ist unterwegs“. Wir erwarten ihn sehnsüchtig, natürlich nicht nur ihn, sondern auch die Crew. Da kommt er! Alle sind wieder zusammen. Es ist immer noch kalt am Abend, wenn die Sonne untergegangen ist. Typische chinesische Küche. Damit hat mein Magen Probleme. Hoffentlich wird es nicht schlimmer. Es gibt kein Brot. Ich esse gerne warm am Morgen, aber nicht so scharf. Auch das Fett bekommt mir nicht so. Ich bin zuversichtlich, dass ich gesund bleibe.

27.5.

Wir fahren nach Urumqi. Nichts Außergewöhnliches. Im Bus sitzen und schauen. Durch Kohleabbaugebiete, Industrieanlagen geht die Fahrt, aber auch durch begrüntes Land.

An der größten Windkraftanlage Chinas machen wir eine Fotopause. Auch hier hat sich diese Art der Stromgewinnung verbreitet, in einem Ausmaß wie wir es uns in unserem Schwarzwald nicht vorstellen können.

Den Abend verbringen wir zunächst bei gutem Essen außerhalb des Hotels und dann erforschen wir den großen Platz, auf dem es von Menschen nur so wimmelt. Garküche reiht sich an Garküche. Alle Plätze sind besetzt, es herrscht ein Stimmengewirr und es riecht nach allen Essenszubereitungen. Man glaubt weit auf dem Land zu sein aber die Städte hier überschreiten in aller Regel die Millionengrenze.

28.5.

Am Morgen ist ein Spaziergang früh zum Park angesagt. Frühsport, Chi Gong. In Gruppen und mit Musik sind alle Altersklassen dabei. Manche tragen gleiche Kostüme. Andere machen alleine Sport, singen dabei, oder sie üben sich im Reden. Manche trainieren das Rückwärtsgehen, wieder andere springen in Froschhaltung die Treppe hinauf. Wir kommen zum „Turm der ewigen Liebe“ Die Frischverliebten kommen hierher und schließen kleine Schlösser mit ihren Namen in die Absperrung. Von hier hat man einen guten Blick auf einen Teil der Stadt. Eine moderne Industriestadt voller Leben.

Wir besichtigen einen buddhistischen Tempel, Linus erzählt uns vom Buddhismus. Auf der Straße tobt das Leben. Zwei lassen sich die Haare schneiden. Wir anderen essen in der Garküche Nudelsuppe, scharf, gut. Ein kleines dreijähriges Mädchen nimmt uns ganz in Beschlag.

Beim Essen am Abend teile ich mir eine Portion frisch gebratenes Lamm. Wir können sagen, welches Teil wir gerne wollen. Es schmeckt wunderbar. Wir vergnügen uns und genießen es hier zu sein. Ein Deutscher, der hier seit zwei Jahren unterrichtet, ist glücklich, dass er wieder einmal Deutsch reden kann.

Inge Stagneth

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2Jun/10Off

Wolfram Goslich: Leben ist, wenn was dazwischen kommt! (Arnulf Rating)

Chronologisch kann ich mir eigentlich immer alles am besten merken, gerade, wenn wie auf dieser Reise, jeder Tag randvoll mit Eindrücken und Bildern ist, die sich auch in Fotos längst nicht alle festhalten lassen. Deshalb hier ein paar Schlaglichter, angefangen mit unserer denkwürdigen Einreise bis weit in die Wüste Gobi.

 Noch eine Grenzerfahrung! Die kasachische Grenze nach China zu passieren, ist mit mulmigen Gefühlen belegt. Undurchsichtige Grenzformalitäten erwarten wir, erleben wir auch, nur dass es überraschend schnell geht. Gut gelaunte Zöllner erfreuen sich an italienischem Espresso, der ihnen von uns serviert wird, die Putzfrau, die den Zöllnern die Bude putzt, wird auch bedacht und bedankt sich sogar mit einem „Danke“ auf deutsch. Was soll da noch schief gehen? Wir erreichen die chinesische Seite, eckiger Soldaten, zackige Haltung bei jedem passierenden Fahrzeug, Wege über den Zollhof legen die in Camouflage-Klamotten gehüllten Soldaten nur im rechten Winkel und immer im Gleichschritt zurück. Es sieht alles professionell aus, professioneller als bei den Kasachen. Wir erwarten eine sehr penible Zollkontrolle und bekommen sie auch. Eilfertige Zöllner fischen griffsicher Laptop, externe Festplatten, CDs aus meinem Gepäck und starten meinen Rechner, fragen mich nach dem Passwort, gehen sofort in das Dateiverzeichnis und kennen sich - Bill Gates sei dank -, auch ohne jegliche deutsche Sprachkenntnisse sofort bei der Suche nach Bild-, Video- und Musikdateien auf meinem Rechner aus. Sie fördern viele lang nicht gesehene Dateien zutage, im Hintergrund läuft coole Loungemusic, natürlich von meinen CDs. Die werden von den musikalisch irritierten Beamten sofort wieder geschlossen und mir mit einem freundlichen Lächeln wieder ausgehändigt. Mit allen anderen Dingen ist es ähnlich, der letzte etwas schüchterne junge Beamte schaut mich nach der beendeten Filzerei an und haucht halbwegs erleichtert mir ein „Welcome in China“ zu. Bis hierhin dachte ich noch, na denn, wird ja dann bald weitergehen, aber denkste!

 Wir haben wieder viel Zeit! Sehen, wie die gleichen Leute, die heute Morgen an uns vorbei über die Grenze gegangen sind und jetzt schwerbepackt mit verschnürten Paketen, Kisten und Kartons zurückkehren. In der sengenden Hitze laufen sie unzählige Male über den Zollhof um das ganze Zeug kontrollieren zu lassen. Kleiner Grenzverkehr! Und wir? Warten. Das Foyer des Gebäudes, vor dem wir warten, liegt mittlerweile wieder im Schatten, die Sonne ist um den Zollhof rumgewandert. Dafür hatte sie auch genügend, mittlerweile ist es früher Abend und wir noch keinen Schritt weiter. Daran ändert sich auch nicht viel, unsere Gäste dürfen zu Fuß schließlich die Grenze passieren, sind in China. Nur der Bus verschwindet einige hundert Meter weiter zwischen unzähligen Lkws, die auch die Grenze passieren wollen. Da bleibt er auch - über Nacht und vielleicht noch länger. Der Verhaltenskodex an einer Grenze ist im Grunde genommen ganz einfach: Nie fragen, nur machen, wonach man gefragt wird, niemals auch nur etwas zu viel tun, das weckt womöglich Neugierde und bringt möglicherweise Unordnung in den Ablauf eines Zöllners – und das ist Gift! Es wird nie leicht sein, sich in das Denken eines Zöllners hineinzuversetzen, wie auch? Die einen leben und passieren eine Grenze und die anderen verwalten; fast nichts, was hier geschieht, macht Sinn, wie also danach fragen?

Um die Sache abzukürzen – fast 1 ½ Tage für irgendeinen ängstlichen Beamten in der fernen Provinzhauptstadt, der sich nicht traut, mit seiner Unterschrift 22 Weltreisenden grünes Licht zur Reise ins Reich der Mitte zu geben. Tröstlich, dass es nicht nur für uns lange dauert. Ich sehe kirgisische LKW Fahrer, die vor lauter Langeweile anfangen, die Felgen ihrer Auflieger mit Silberfarbe anzupinseln, wir wissen langsam auch nicht mehr, welches Detail am Bus wir noch putzen könnten. Bilder aus der staubigen Einöde zwischen Stacheldraht, Steppengestrüpp, endlosen Reihen von Lastzügen und dahinter, ganz in der Ferne das imposante Panorama der schneebedeckten Gipfel des Tien Shan, des Himmelsgebirges.

In China wird Auto gefahren wie das Wasser fließt – mit dem Weg des geringsten Widerstands. Verkehrszeichen sind meist nur als Hinweise zu verstehen, haben informativen jedoch selten bindenden Charakter - mit Ausnahme der Geschwindigkeitsbeschränkungen, die schon aus finanziellen Erwägungen der kontrollierenden Polizisten bindend sind.

 Das Hotel in Yining nicht weit von der Grenze ist eigentlich für Ausländer verboten, wir dürfen dann doch noch dort übernachten, werden an der Stadtgrenze von Yining von Leuten im Auto erwartet, die beste Verbindungen in die Verwaltung haben und auch dafür sorgen, dass wir ohne jegliche Polizeikontrollen direkt zur Zulassungsstelle fahren können. Schließlich haben wir die Zulassung für den Bus, der TÜV ist abgenommen. Unglaublich übrigens, wie modern die Kontrollspuren dort ausgestattet sind: Bremsenprüfstand mit Digitalanzeige, Fahrzeugkennzeichen wird eingeblendet, Scheinwerfer können mit modernsten Geräten eingemessen werden. Bei uns reicht der Bremsenprüfstand, der TÜV Ingenieur lässt es sich nicht nehmen, den Bus selbst über die Grube zu fahren. Ob wir fotografieren dürfen, bleibt umstritten, natürlich gibt es einige Bilder. Bevor wir unseren Führerschein ablegen, erstmal Frühstück. Im Hotel gibt’s keins, also Frühstück im Bus. Wir haben bequeme Vis-á-vis-Tische, also kümmert sich Che, unser chinesischer Reiseleiter, darum. Nach einer Viertelstunde kehrt er zurück mit drei Plastikbeuteln. Einer ist angefüllt mit kleinen Teigzöpfen, im zweiten schwimmt Gurkensalat und die Flüssigkeit im dritten Beutel entpuppt sich als schwarzer Tee mit Milch. Tatsächlich, alles in Beuteln - das erleben wir in China noch oft. Den Tee aus dem knallheißen Plastikbeutel in Becher umzufüllen, bleibt eine Herausforderung, aber es gelingt.

 So gestärkt geht’s dann zur Führerscheinprüfung. Ein imposantes, freundliches Gebäude, ein wohltuender Kontrast für alle, die jemals in Berlin ein Auto anmelden oder einen Führerschein beantragen wollten. Keine bellenden Ordnungsamt-Tussis aus Tempelhof oder Lauchhammer, sondern freundlich aber bestimmt auftretende Chinesinnen. Sehtest! Zwei Meter hinter die Markierung zurücktreten, mit Zeichensprache versteht auch jeder deutsche Führerscheinaspirant, wie die Piktogramme zu deuten sind, ob sie erkennbar sind oder nicht. Die chinesische Beamtin versteht zumindest soviel, dass wir des Sehens mächtig sind. Es folgen umständliche Prozeduren von auszufüllenden und zu unterschreibenden Formularen an verschiedenen Schaltern, das sich uns keinesfalls erschließt. Wir nehmen Platz unter Büropalmen und warten, da sind wir im Training.

 Nach 2 Stunden nehmen wir unsere eingeschweißten Führerscheine entgegen. Alles in chinesischen Schriftzeichen, biometrisches Passbild, daran erkennbar, dass man auf diesem Foto nicht lächeln darf, sondern ausschauen muss wie ein schlechtgelaunter kasachischer Zöllner.

 Nach 2 Tagen Zollhof und Straßengraben der stilvolle Abschluss der Formalitäten mit unseren chinesischen Helfern in einem typischen Restaurant an der Ausfallstraße raus aus Yining. Die haben sich wirklich für uns eingesetzt und wir genießen Nudelsuppe, Teigtaschen, Spieße und Tee. Rein in den Bus, Musik an, Espresso-Maschine läuft und Zigarette dazu. Ab nach Osten!

Straßen in China gleichen oft Hindernisparcours: Unvermittelt auftauchende Schlaglöcher, also immer schön darauf achten, wer gerade vor einem fährt, am besten jemand vorfahren lassen, an dessen Bewegungen sich vieles rechtzeitig ankündigt, vor allem Bodenwellen, die sich meist nur sehr schlecht ausmachen lassen, die man eigentlich nur an Brücken, in Senken erwartet. Aber auch an anderen Stellen drohen Gefahren. Den Blick auch immer zur Seite und nach oben, vor allem in Städten.

Da lauern herunterhängende Äste und oft auch Stromleitungen und Telefonkabel, also am besten mittig fahren, da bleibt immer genügend Platz nach beiden Seiten auszuweichen und in Schlangenlinien Straßen zu befahren, oft auch hinein in den Gegenverkehr, was hierzulande keineswegs Empörung oder Entsetzen auslöst. Von Nachtfahrten wollen wir gar nicht groß sprechen, da die Reiseplanung das gar nicht vorsieht. Einen kleinen Vorgeschmack darauf gibt es dennoch bei der Rückkehr aus einem weiter entfernt liegenden Restaurant, wo mir zahlreiche völlig unbeleuchtete Autos entgegenkommen, Fußgänger einfach mitten auf die Straße in den Verkehr laufen und Schlaglöcher, Äste, Leitungen und dergleichen eh in der Nacht verschwinden. Also Finger weg von Nachtfahrten!

 Eine Grundregel gilt immer, bei dem nur leisesten Verdacht, dass ein zu überholendes Fahrzeug den Eindruck erweckt, der Fahrer könne die Spur nicht halten (und das ist bei fast jedem Fahrzeug so): lange hupen. Das Drucklufthorn vom 415 HDH ist einfach Spitze!

 Tanken in China ist zuweilen ein Erlebnis: Ran an die Säule, kurzer Blick auf die Uhr - steht sie auf null, also los, Sprit läuft. Der Tank fasst 500 Liter, 40 Liter sind noch drin, komisch nur, dass auf der Säule am Ende 572 Liter stehen. Der Liter kostet hier mittlerweile auch schon rund 0,75 €, Hans-Peter macht auf den Widerspruch aufmerksam, der Tankwart lädt zum Tee. Die Verhandlungen laufen am Ende ganz freundschaftlich auf die tatsächlich getankte Menge hinaus, wir bekommen noch kleine Beutel mit schwarzem Tee geschenkt, Fotos werden geschossen und es geht weiter, on the road in China!

 „China ist das Land des Widersinns“, schreibt der italienische Journalist Luigi Barzini in seinen Erlebnissen auf der ersten Automobilrallye von Peking nach Paris durch die Wüste Gobi, die Mongolei und Sibirien im Jahr 1908. Das ist jetzt über 100 Jahre her und manche Passagen aus dem Buch erinnern an Szenen, die wir auch erleben, vor allem was den Zustand einiger Straßenabschnitte anbelangt: Schlaglöcher, tiefe Rillen, unbeleuchtete motorisierte Dreiräder des Nachts. Eselskarren, die uns völlig gelassen auf der Überholspur entgegen kommen, ebenso gelassen gleitet ein nagelneuer Phaeton an uns vorüber.

 In China ist es oft laut und ruppig. Gebaut wird eigentlich ständig und überall. So auch an der Einfahrt zu unserem Hotel in Turfan. Bis hierher nicht ungewöhnlich. Am Nachbargebäude wird ein Loch in die Außenwand gestemmt, der Bohrhammer ist nicht zu überhören, das bemerkt sogar der Fahrer eines chinesischen Reisebusses, der in respektvollem Abstand zur Ausfahrt bleibt, weil ständig neben den dort flanierenden Passanten kleine und auch wesentlich größere Gesteinsbrocken aus dem 2. Stock auf dem Bürgersteig einschlagen. Das kümmert hier niemand, man muss einfach nur aufpassen! Schließlich fährt der Bus durch das Tor - in der Hoffnung, der Bauarbeiter im 2. Stock möge eine Pause einlegen...

 Wolfram Goslich

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1Jun/10Off

Hans-Peter Christoph: Und was kommt dann?

Jetzt, wo wir grenztechnisch auf dem Hinweg nach Shanghai das Schlimmste überstanden haben, lässt die Anspannung der vergangenen Wochen etwas nach. So konnte ich in den letzten Tagen zwei Projekte zum Abschluss bringen, die mich außerdem sehr beschäftigt haben. Nummer eins: 2011 fahren wir wieder nach China! Und zwar nach Peking! Auf der gleichen, bewährten Route wie 2008 und 2010 wollen wir nach dem Start in Freiburg am 28.04. 2011 nach 66 Tagen um die halbe Welt die chinesische Hauptstadt am 02.07.2011 erreichen. Dort bleiben wir vier Tage und fahren wie in diesem Jahr relativ zügig wieder zurück. Wer dabei ist, kann zurück auch die Transsibirische Eisenbahn nehmen, ein Frachtschiff oder - wenn es sein muss - auch den Flieger. Sämtliche Informationen und alle Antworten zum Abenteuer 2011 auf der Seidenstraße findet Ihr hier: Freiburg -Peking 2011. Auf ein Neues zum zwanzigjährigen Bestehen von Avanti im Jahr 2011! Wer sich durch die Berichte unserer Mitreisenden angeregt fühlt auf der nächsten großen Seidenstraßentour mitzukommen, kann sich schon anmelden und damit den Frühbucherrabatt nutzen!

Nummer zwei: Zum 20-jährigen Jubiläum von Avanti im Jahr 2011 unternehmen wir im kommenden Frühjahr noch eine andere spannende Reise. Angekündigt hatte ich sie bereits im großen Avanti-Programmheft 2010. Einige von Euch warten schon seit April auf die Ausschreibung. Jetzt ist sie fertig, gut Ding braucht eben Weile! Entschuldigt bitte, dass es so lange gedauert hat: Die Monate der Vorbereitung und die aufregenden vergangenen Wochen haben mich mehr beansprucht, als ich wollte. Und es gab/gibt immer viel vorzubereiten, damit es klappt! In diesem Fall ist es eine Reise in die Länder, die ich teilweise vor über 30 Jahren zum ersten Male als LKW-Fahrer kennenlernte, eine Zeit, die großen Einfluss auf das Reiseprogramm von Avanti nahm und immer noch nimmt. Ohne die Erfahrungen, die ich damals machte, wäre mein Leben anders verlaufen und wir wären mit dem Omnibus weder nach Nordafrika, in die Türkei, den Iran, quer durch Zentralasien und schon gar nicht nach China gefahren. Wahrscheinlich gäbe es auch Avanti nicht. Nicht in dieser Form. Was aus mir geworden wäre, wenn ich damals nicht als Fernfahrer gearbeitet hätte, weiß ich nicht. Aber das ist gut so, denn es ist gekommen, wie es kommen musste und ich würde mit niemandem tauschen wollen. 2011 möchte ich eine Tour machen in die Länder, in denen alles begann. Sie dauert sieben Wochen, ist auch als drei- und vierwöchige Teilstrecke zu buchen und beginnt am 12. Februar 2011. Eine Reise durch Griechenland, die Türkei, Syrien, Jordanien, Ägypten, Libyen und Tunesien, also fast rund ums Mittelmeer! Alles zu dieser neuen großen Reise steht hier. >>Mittelmeerfahrt

Wer spontan noch einen Eindruck des westlichen Abschnittes der Seidenstraße bekommen möchte, kann jetzt in den Sommerferien in den Iran mitfahren! Wir starten am 14. August, fahren mit dem Schiff von Ancona nach Cesme bei Izmir in der Türkei und folgen dann über Konya durch das anatolische Hochland via Kappadokien der alten Karawanenstraße und dem Euphrat, sehen den Berg Ararat, kommen durch Asarbaijdschan und Täbriz nach Teheran und besuchen Shiraz und Persepolis. Wir halten uns schließlich sechs Tage in der Perle Isfahan auf. Alles, was Euch bei etwaigen Unsicherheiten überzeugen oder abhalten könnte mitzureisen, steht im Prinzip hier im Blog und im Blog der Reise nach Peking 2008.

Gestern sah ich einen Chinesen, auf dessen T-Shirt stand: “Just do it!" Ja, warum nicht?! So viel zu den weiteren Abenteuern von Avanti! Ich schreibe dies aus Turfan bei 38 Grad um 21 Uhr! Uns geht es gut, wir haben viel Spaß zusammen, keinen Stress mehr, mittlerweile knapp elftausend Straßenkilometer hinter uns und der Bus läuft und läuft wie eine Eins...

Hans-Peter Christoph

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30Mai/10Off

Heidi Bisang: Nin hao

Ja, wir sind in China angekommen. Die letzte Grenze für die nächsten Wochen ist geschafft. Bis wir wieder in unseren roten Bus einsteigen durften, dauerte es allerdings, wir mussten uns in Geduld üben. Aber das wisst Ihr ja schon. Ich erzähle darum nur, wie’s uns dabei erging.

Erst 10 Stunden warten und dann doch mit einem Chinabus nach Yinning weiterfahren müssen, hat unserer Stimmung auf den Nullpunkt gebracht. Die Fachmänner, d.h. der Scheff, Wolfram unser zweiter Fahrer und Anatoli, der Mechaniker, sahen so deprimiert aus, dass wir uns kaum getrauten, sie zu trösten, wir hatten Angst, sie könnten weinen und dann hätten wir alle mitgeheult.

Am nächsten Morgen beim Frühstück wurde dann eine Kollegin in Begleitung von zwei Polizisten hereingebracht. Sie wollte noch vor dem Frühstück die Stadt erkunden und hat dabei die Polizisten (O-Ton: „Die waren so hübsch anzusehen und ich habe ja gefragt, ob ich knipsen darf“) samt Polizeiauto fotografieren wollen. Aus war’s mit der Fotosafari. Wir haben noch um Mitternacht über so viel Naivität gelacht.

Bis um 14 Uhr hatten wir Zeit uns die Stadt anzusehen, daraus wurde aber nicht viel, erst brauchten wir eine gute Stunde bis alle ihr Bargeld gewechselt hatten. In China ist das halt viel komplizierter als bei uns. Nach einem Bummel über den lokalen Markt wollten wir weiter in Richtung eines Parks, der sehenswert sein soll. Schon nach fünf Minuten wurden wir von einer Polizeistreife angehalten. Linus musste sich ausweisen und erklären, wer-wie-was-warum wir einfach so durch die Stadt streifen. Für uns hieß das zehn Minuten in der brütenden Sonne stehen und warten. Die Baumänner wollten darauf hin zurück zum Hotel, das ging aber nicht, denn besagte Polizeistreife hatte verfügt, dass wir zwar weitergehen dürfen, aber alle zusammen bleiben müssen. Das ging fünf Minuten gut und schon war die nächste Streife fällig. Die verfügte dann, dass wir mit Taxis ins Hotel fahren müssen, denn Fremde dürften sich nur in einem Umkreis von 200 Metern vom Hotel bewegen. Oh, wunderbare totalitäre Welt! Die Obrigkeit hat Angst vor dem eigenen Volk, fürchtet sich davor, dass die Bürger erfahren könnten, dass anderswo freier gelebt wird. Die Grenznähe zu Kasachstan und hin und wieder Demonstrationen von „abtrünnigen“ Uiguren verschlimmertndas Ganze noch. Grad neben dem Hotel hat’s ein kleines Beizlein, dort aßen wir dann zum Trost herrliche Nudelsuppe.

Um 14 Uhr kam dann – nein, nicht unser roter Setra – wieder ein chinesischer Bus samt Chauffeur,  um uns an den Sairam-See zu fahren. Von unseren zurückgebliebenen Leuten wussten wir nur, dass sie noch immer im Zollhof „gefangen“ waren und dass es aus nicht ersichtlichen Gründen nicht vorwärts ging. Wir kamen uns sehr verlassen vor.

Die Fahrt ging erst bequem über die Autobahn, auf halbem Weg aber war abrupt Schluss mit der Bequemlichkeit, die Straße wurde zum Bachbett. Holterdipolter schlängelte sich der Bus in die Höhe bis auf 2.500 Meter zu unserem Berghotel. Die luxuriöseste Berghütte, die ich je gesehen habe, was die Inneneinrichtung betrifft. Damit hatte es sich leider auch schon: Strom (ab Generator) gab es ab 19 Uhr und heißes Wasser ab 23 Uhr. Heizung gab’s gar keine und draußen lagen die letzten Schneeflecken. Sämtliche Pullover, Jacken und Windjacken zogen wir uns an und froren trotzdem fürchterlich, sogar die Kopftücher wurden wieder ausgegraben und um Hälse und Hüften geschlungen. Die Petflaschen wurden zu Bettflaschen. Ein strahlend schöner nächster Morgen war die Belohnung fürs nächtliche Schlottern. In verschiedenen Gruppen gingen wir wandern. Weit und breit keine Polizei, die uns kontrollierte, nur Bergfrühling von seiner allerschönsten Seite. Der Sairam-See lag frisch gebügelt da und spiegelte die Bergketten, überall Kühe mit ihren Kälbchen und Pferde mit den Fohlen, Idylle pur.

Höhepunkt des Tages: So gegen 18.30 Uhr erspähten wir (Ute hat gewonnen, sie sah ihn als Erste) unseren roten Liebling und kaum eine Viertelstunde später rollte er – von unserem Freudengeheul begleitet – auf den Hotel-Vorplatz. Welche Erleichterung, die Familie war wieder komplett!

Am nächsten Morgen ging’s dann zügig Richtung Urumqi, wieder in warme Gefilde. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl in China angekommen zu sein. Keine ruhige, kühle bis kalte Bergwelt, nein Hitze, Lärm und Gestank, Leben pur.

Dejeuners sur l’herbe

Schon lange wollte ich Euch von unseren Picknicks berichten, die haben es nämlich in sich. Immer wenn es die Strecke oder die Zeit erlaubt, ist mittags Picknick angesagt. Das geht so: Unterwegs – möglichst nah beim vorgesehenen Ort – kaufen Ina und Hans-Peter ein. Am Picknickplatz wird erst eine große (etwa 2 Meter Durchmesser, mindestens) runde bunt bestickte Decke aus Isfahan auf den Boden gelegt. In die Mitte kommen die Früchte, darum herum werden auf Kartontellern die Köstlichkeiten drapiert, die da wären, Gurken, Tomaten, Oliven, Käse, Wurst, etc., dazu herrliches frisches Fladenbrot und als Höhepunkt das Knoblauchöl und das geht so: Waltrun (sie kann’s am besten von uns allen) schneidet den Knoblauch in winzige Würfel (1 mm Seitenlänge, höchstens), darauf wird dann bestes Olivenöl geschüttet. Da hinein tunken wir dann das Brot, bevor wir es – jede/r nach eigenem Gusto - belegen. Tönt nicht nur herrlich, ist es auch. An den schönsten Orten haben wir schon gepicknickt, am Ufer des Euphrat, neben dem Serail von Dogoubayakir, auf einer Bergwiese, unter Bäumen vor einer alten Moschee mitten in Nain und und und. Jedes Mal ein landschaftliches und kulinarisches Highlight.

Unsere Reiseleiter

In jedem Land begleitet uns ein „einheimischer“ Guide. Alle sprechen deutsch, meist gut bis sehr gut. Trotzdem hat halt unsere Sprache ihre Tücken. Unser Reza im Iran – ein wunderbarer Reiseleiter, er wurde uns zum Freund – konnte das Wort Mausoleum einfach nicht richtig aussprechen, heraus kam meist Mauseelium (Betonung auf e). die Skulptur wurde bei ihm zur Struktur. Es versteht sich von selbst, dass wir diese Ausdrücke sofort in unseren Wortschatz aufnahmen. Che, unser chinesischer Begleiter, hat uns heute Nachmittag auf ein Feld aufmerksam gemacht „Schaut mal rechts, da seht ihr ein großes Wollblumenfeld.“ Gemeint war Baumwolle. Die Wollblume wird wohl auch in unseren Chinareise-Wortschatz Einzug halten.

Gesundheit

Leute, wenn ihr das Zipperlein habt oder sonst kleine Wehwehchen, geht auf eine große Avanti-Tour! Vor der Reise hat mir mein Rücken arg zu schaffen gemacht. Seit ich mit unserer Reisegruppe stundenlange Stadtbesichtigungen oder – auf dem Lande – Wanderungen über Stock und Stein absolviere, geht’s dem Rücken immer besser. Ein paar Pfunde habe ich danke „Montezumas Rache“ liegen lassen und dank der leichten chinesischen Küche kamen die auch nicht zurück. Das für uns eher mühsame Essen mit Stäbchen, führt dazu, dass ich viel langsamer und weniger esse. Juhui, die Hosen werden immer weiter. Hoffentlich geht’s weiter so.

Das wär’s für heute. Mitternacht ist vorbei (wir sind euch jetzt 6 Stunden voraus) und ich muss noch packen, denn morgen zieht die Karawane weiter gen Hami. Dort wachsen die besten Melonen, mmmmmh.

Zhu nin jian-kang (bleibt gesund), herzlichst

Heidi Bisang

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28Mai/10Off

Neue Bilder von Anatoli Reklin: Schafskopf, Yining, Seyram-See und Urumqi

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28Mai/10Off

Barbara Volhard: Buchara – Urumqui

10.05. Montag 27. Tag Buchara Buchara ist eine der ältesten Städte Mittelasiens. Den einst legendären Reichtum verdankt die Stadt der Tatsache, dass sie – am Rand einer Oase mitten in der Wüste Kysylkum gelegen – ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Seidenstraße war. Eine ausführliche, ganztägige Stadtbesichtigung mit ihren vielen Medresen, Moscheen, Minaretten und Basaren und erfolgt heute mit dem Bus und zu Fuß. Unglaublich, was wir alles zu sehen bekommen, wie perfekt erhalten und restauriert die alten Gebäude und Gemäuer sind, was uns an Bildern erwartet, die wir nicht mehr vergessen werden. Buchara ist ein Traum. Abendessen und Folkloreshow der zentralasiatischen Völker in der Medrese Nodir Devon Begi. Übernachtung im Hotel in Buchara. 

Inzwischen sind wir in Taschkent, der Hauptstadt von Usbekistan. Aber erst mal muss ich euch erzählen, wie ich vom Schicksal verfolgt werde. Was war ich doch glücklich, die Krücken endlich los zu sein, richtig gehen und die Reise endlich genießen zu können. Und dann dies: Gestern Abend gehe ich barfuß durch das Hotelzimmer (im 13. Stock, man kriegt Schlotterknie, wenn man auf den Balkon geht), bleibe mit dem linken kleinen Zeh an einem Möbelstück hängen und ratsch! war er vermutlich gebrochen. Jedenfalls ist er heute weiter weg von den anderen Zehen als sonst, ein Riesen-Bluterguss und natürlich humpele ich wieder und es tut eklig weh. Ist das nicht scheußlich?!?!  Da ich schon mal einen gebrochenen Zeh hatte, weiß ich, dass ein Arztbesuch überflüssig ist: man kann da nix machen, als abwarten, bis er wieder geheilt ist. Mein besonderes Geschenk zum Geburtstag, denn der findet morgen statt, beginnend mit Aufstehen um 6 Uhr, denn wir müssen früh los, es steht uns wieder eine Grenze bevor, nämlich die nach Kasachstan. Aber jetzt muss ich erst mal Usbekistan nachholen.

10.05. Montag 27. Tag Buchara Buchara ist eine der ältesten Städte Mittelasiens. Den einst legendären Reichtum verdankt die Stadt der Tatsache, dass sie – am Rand einer Oase mitten in der Wüste Kysylkum gelegen – ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Seidenstraße war. Eine ausführliche, ganztägige Stadtbesichtigung mit ihren vielen Medresen, Moscheen, Minaretten und Basaren und erfolgt heute mit dem Bus und zu Fuß. Unglaublich, was wir alles zu sehen bekommen, wie perfekt erhalten und restauriert die alten Gebäude und Gemäuer sind, was uns an Bildern erwartet, die wir nicht mehr vergessen werden. Buchara ist ein Traum. Abendessen und Folkloreshow der zentralasiatischen Völker in der Medrese Nodir Devon Begi. Übernachtung im Hotel in Buchara.

11.05. Dienstag 28. Tag Buchara Vormittags geht es weiter mit der Besichtigung, wir sehen für ihre Bauweise und ihren Schmuck berühmte Moscheen sowie den Sommerpalast der letzten Emire »Sitorai Mochi Chosa«. Nachmittags freie Zeit für eigene Entdeckungen. Übernachtung im Hotel in Buchara.

In Usbekistan begrüßte uns Murat, unser usbekischer Reiseleiter. Im Grunde ist dieses Land nicht sehr unterschieden von Turkmenistan. Die Landschaft ist ähnlich saftig-grün und flach, gegen Samarkand kommen langsam wieder Berge in Sicht, in Taschkent habe ich einen großartigen Blick über die ganze Stadt mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund.

Aber jetzt muss ich erstmal „philosophieren“, nämlich über das Verhältnis von Kopf und Bauch, oder Theorie und Praxis, oder wie immer man diese Diskrepanz zwischen theoretisch Gewusstem und tatsächlich Erlebtem noch nennen will. Dazu eine kleine Geschichte aus einer anderen Reise: Vor etwa 35 Jahren traf ich in Alaska an einem einsamen Zeltplatz (ich war die einzige Camperin dort) das erste Mal in meinem Leben einen Indianer. Er in arbeitete der Nähe und ging in seiner Mittagspause spazieren. Ich fing an, während unseres Gesprächs mein Zelt auszupacken. Da sagte er plötzlich, es tue ihm leid, dass er mir nicht helfen könne, aber er habe leider keine Ahnung, wie man ein Zelt aufstellt. Natürlich wusste ich, dass Indianer heutzutage genauso zivilisiert sind wie alle US-Bürger, dass sie genau so lebten, Berufe ausübten wie andere auch usw. Aber erst diese Bemerkung machte mir klar, dass er wirklich nichts zu tun hatte mit den in meinem Unterbewusstsein immer noch herumspukenden, Tipis bewohnenden Karl-May-Indianern, die selbstverständlich wussten, wie man ein Zelt aufbaut! Es war durchaus eine Art Kulturschock. Und den erlebte ich jetzt wieder.

Buchara, Samarkand und Taschkent - das waren die  Namen von Orten, die für mich mythisch besetzt waren. Ich hielt sie für die Höhepunkte der Reise, das Äußerste an Orient oder was man sich so darunter vorstellt, an Märchenhaftigkeit, an Pracht und Herrlichkeit. Ich fürchte, ich erwartete irgendwie auch noch Turban tragende, golden gewandete Märchenprinzen. Auf jeden Fall aber reges, orientalisches, buntes Leben. Tja. Natürlich wusste ich, dass diese Städte in der ehemaligen Sowjetunion lagen, dass das (und auch die sonstige Geschichte dieser Städte) aber auch einen Einfluss auf sie gehabt haben musste, hatte ich mir nicht klar gemacht. Daher musste ich erst einmal in Buchara eine ganz schöne Ernüchterung, ja, Enttäuschung verdauen. Dabei kommt man sich, jäh auf den Boden der Tatsachen verwiesen, vor wie eine Idiotin. Ich war froh, dass zwei Mitreisende, denen ich das gestand, mir sagten, dass es ihnen ähnlich ginge, dass sie ähnliche Erwartungen hatten. So musste ich mir doch nicht als der einzige Dummkopf in dieser Reisegesellschaft vorkommen.

Denn Buchara ist nicht nur von der Sowjetzeit geprägt, sondern Usbekistan gehörte schon seit 1865 zu Russland. Alle usbekischen Städte – auch Samarkand und Taschkent – sind also deutlich russische Städte, geprägt von russischem Baustil, allerdings auch von einer überwältigenden Großzügigkeit in ihrer Anlage. Was es da an Riesenplätzen gibt, an großzügigen Grünanlagen und Parks mit Blumen und  z.T. uralten Bäumen, an superbreiten und wirklich schönen Alleen, mit breiten Bürgersteigen, auf denen das Volk im Schatten alter Bäume promeniert, das entzieht sich der westeuropäisch geprägten Vorstellung. Das muss man den Russen lassen: ihrer Stadtplanung könnten wir einiges abgucken. Einerseits. Andererseits: diese Großzügigkeit ging natürlich auf Kosten der Altstädte, die vermutlich gnadenlos abgerissen wurden im Zuge dieser Modernisierung. In ihnen – wenn es sie noch gäbe – fände vielleicht noch jenes bunte orientalische Leben statt, das wir hier erwartet, aber nicht mehr vorgefunden hatten.

Was uns im Westen im allgemeinen auch nicht immer bewusst ist: dass alle diese zentralasiatischen Republiken immer wieder von Wellen der kriegerischen Zerstörung heimgesucht wurden. So wurde Usbekistan z.B. im 6. Jahrhundert von den Türken erobert, im 8. Jahrhundert von den Arabern, 1220 machte Dschingis Khan alles platt, und im 14. Jahrhundert kam sein Enkel Timur der Lahme, tat desgleichen und eroberte ein Riesenreich, das die heutige Türkei, Persien, die zentralasiatischen Republiken, Teile Russlands und Indiens umschloss und dann jahrhundertlang von den Timuriden regiert wurde. Allerdings war er wohl etwas intelligenter als sein Großvater, denn bevor er alles zerstörte, sammelte er überall die besten Architekten, Handwerker und Künstler (auch übrigens Gelehrte), brachte sie nach Samarkand und ließ von ihnen all jene Prachtbauten errichten, welche die usbekischen Städte dann so berühmt machten. (Was ich euch hier so an Geschichte präsentiere, ist das, was ich von dem, was unsere Führer uns hier erzählten, noch so in Erinnerung habe, bitte nagelt ich nicht fest!). 1865 wurde Usbekistan also russisch, während einer kurzen Periode (ich weiß nicht mehr, wann) auch mal unabhängig und im ersten Weltkrieg von den Sowjets wieder zurück erobert. Dabei wurde z.B. in Buchara der Ark, eine imposante, 20 m hohe und bis zu diesem Zeitpunkt uneinnehmbare Festung im Zentrum der Stadt, bombardiert und fast völlig zerstört. Ein Jammer.

Und diese Zerstörung traf auf fast alle Moscheen, Medressen (Koranschulen) und Karawansereien Bucharas zu. Ihre Wiederauferstehung verdankte sich nicht etwa ihrer Restaurierung, das war gar nicht mehr möglich: Wir haben Fotos gesehen von dem Zustand, in dem sie waren: Ruinen, denen kaum noch anzusehen war, was die Gebäude einmal waren (siehe Bilder). Nein: sie wurden völlig neu wieder aufgebaut. Dabei wurde gelegentlich Material, das man noch gefunden hat, ein paar Kacheln z.B., wieder verwendet, aber das meiste ist neu. Eindrucksvoll, sicher, aber doch irgendwie steril, vor allem, weil die Bauten eben nicht in das alltägliche Leben der Stadt eingebettet sind. Hinzu kam, dass während der Sowjetzeit Moscheen verboten waren, und soweit solche alten Gebäude noch nutzbar waren, wurden sie als Militärlager u.ä. verwendet, aber nichts zu ihrer Erhaltung getan, so dass auch sie verrotteten. Wir bekamen also eine Art Freilichtmuseum zu sehen, dessen Besichtigung uns aber noch vergällt wurde dadurch, dass innerhalb dieser Gebäude die Flächen an Souvenirstände vergeben waren, wobei wir während der Besichtigungen dann ständig von den HändlerInnen bedrängt wurden, etwas bei ihnen zu kaufen. Wir wurden also von Moschee zu Medrese zu Mausoleum zu Moschee zu Medrese geschleppt, und hatten bald genug davon. Jedenfalls einige von uns. Wirklich eindrucksvoll war allerdings das erste Bauwerk: ein Mausoleum der Samaniden aus dem 10. Jahrhundert, das die Leute damals vor Dschingis Khan versteckt hatten! Und zwar indem sie es unter einem riesigen Sandberg begruben, der dann als Friedhof diente. Das war nach seiner Freilegung noch einigermaßen erhalten, nicht gerade ein Prachtbau (es gab noch nicht die Verkachelung, die die Bauten sonst verzieren), aber mit interessanten und höchst kunstvollen Backsteinverzierungen. Unglaublich, was man alleine mit gebrannten Ziegelsteinen an Mustern zuwege bringen kann.

Aber ich will nicht ungerecht sein. Der Wiederaufbau dieser Baudenkmäler war eine ungeheure Leistung, sowohl finanziell als auch technisch. Denn man musste sich wieder auf die alten Techniken besinnen, die zum Glück noch nicht verloren waren. Wir haben Werkstätten gesehen, in denen wir beobachten konnten, wie mühsam und kunstvoll die Hand-Bemalung der Kacheln ist. Begonnen wurde mit der Restaurierung erst gegen Ende der Sowjetzeit, das meiste aber nach der Unabhängigkeit durch den usbekistanischen Staat. Und ja, es sind prachtvolle Gebäude wieder erstanden. Wir haben uns gefragt, wer das wohl alles bezahlt hat. Auf die Frage nach der Steuerlast in Usbekistan allerdings meinte Murat, die sei gering. Die Einkommen allerdings sind es auch: etwa 300 Dollar im Durchschnitt.

Und dann kamen wir nach Samarkand.

12.05. Mittwoch 29. Tag Samarkand Nach dem Frühstück geht es in die Umgebung von Buchara, um den Bahauddin Nakschband Komplex anzuschauen. (Mausoleum, Moscheen und die Gräber vieler Herrscher) Pilgerstadt der Muslime, wo die Pilger als Opfer ein Schaf schlachten oder das Essen an die anderen Pilger verteilen. Dann geht es weiter nach Samarkand. Unterwegs ist eine alte Karawanserei und ein Wasserspeicher »Sard Oba« (in der Übersetzung aus dem Persischen: »Anfang des Wassers«) aus dem 10.–11. Jahrhundert zu besichtigen. Baumwollfelder und Maulbeerbäume für die Seidenzucht prägen das Bild, aber auch Bauern, die ihr Obst und Gemüse entlang der Straße verkaufen. Abendessen und Übernachtung in Samarkand.

Unterwegs die Besichtigung einer Seidenraupenzucht. Das sagt sich so dahin, aber Murat hatte einfach in irgendeinem Dorf gefragt, ob wir uns das mal angucken könnten. Und so fielen wir in dieses Dorf ein, dessen Bewohner alsbald zusammenliefen, um uns zu begucken, denn für sie waren WIR die Sensation. Die Zucht selbst: Ein kleiner Raum, etwa 8 qm, ausgelegt mit Zweigen von Maulbeerbäumen. Darauf unzählige Raupen. Sie fressen etwa eine Woche lang, dann ruhen sie einen Tag, fressen wieder eine Woche, ruhen zwei Tage, fressen wieder, ruhen drei Tage usw., irgendwann fangen sie an, sich zu verpuppen. Das dauert etwa 4 Wochen, dann werden die Viecher in den Kokons gekocht und so getötet. Ein Kokon liefert einen Seidenfaden von etwa 1,2 km Länge. Übrigens sind die Schmetterlinge, die aus den Raupen entstehen (wenn sie denn entstehen) nicht flugfähig.

Noch am Abend unserer Ankunft in Samarkand ging ich mit einigen anderen zum Registan (Sandplatz), dem zentralen Platz der Stadt. Und da blieb mir dann doch die Luft weg. In der Mitte dieses riesigen Platzes, der eigentlich eine großzügige Parkanlage ist, ein Ensemble aus drei wunderbar verkachelten Gebäuden,  angestrahlt von der Abendsonne: wunderschön. Da konnte man wirklich etwas von der Pracht erahnen, die Samarkand einst zur schönsten Stadt der Welt machte. Sie ist auch heute noch wesentlich schöner als Buchara oder Taschkent.

Am nächsten Tag wieder Besichtigungen, eindrucksvoll eine ganze Straße von schön verkachelten Mausoleen, in denen alle die Verwandten von Timur begraben liegen. Abends Essen im Innenhof einer ehemaligen Koranschule, mit Folklore-Tänzen und Modenschau. Sehr farbenfroh und schön

Aber ich muss mich sputen. Denn ich bin schon längst nicht mehr in Taschkent, wo ich diesen Bericht angefangen habe, sondern in Almaty (Alma Ata) in Kasachstan. Ich schaffe es einfach nicht, fortlaufend zu berichten. Dabei haben wir inzwischen auch schon Kirgistan hinter uns gebracht. Daher bekommt ihr jetzt nur noch die Reisebeschreibung von Avanti, und dann erzähle ich noch, wie wir hierher gekommen sind.

13.05. Donnerstag 30. Tag Samarkand Im fruchtbaren Flusstal des Serafschans liegt eine der ältesten Städte Asiens: Samarkand. Schon im 4. Jahrhundert vor Christus wurde die Oase von Alexander dem Großen erobert. Die Araber erreichten Samarkand im Jahre 712, errichteten die ersten Moscheen und Koranschulen. Samarkand entwickelte sich schnell zum zentralen Umschlagplatz an der Großen Seidenstraße, zur Drehscheibe an der bedeutendsten Karawanenstraße von Persien nach China. Hier kreuzten sich Waren und Kulturen, wurden Güter aus Persien, Indien, der arabischen Halbinsel und China umgeschlagen. Ihre Blütezeit verdankt die Stadt aus Tausendundeiner Nacht den Eroberungszügen eines despotischen Feldherrn, der seinen Herrschaftsbereich vom Ganges bis zum Mittelmeer ausdehnte. Samarkand war das Zentrum dieses Weltreiches, die Residenzstadt Timur Lenks, Timur des Lahmen. In Feldzügen bis nach Europa und Indien ließ Timur und seine Horde Städte zerstören, die Bevölkerung massakrieren. Die besten Handwerker und Künstler jedoch verschleppte er nach Samarkand. Sie schufen im 14. Jahrhundert jene atemberaubende Architektur, die Samarkands Ruf begründete »schönste Stadt der Welt« zu sein. Nach dem Frühstück Stadtbesichtigung mit dem Bus und zu Fuß: Wir sehen das Mausoleum Gur Emir, wo Timur Lenk und seine Nachkommen begraben sind, den Registanplatz und die drei Medresen Ulugh Bek Medrese Scherdor, Medrese Tillakori, die Moschee Bibi Hanym, und gelangen zum orientalischen Basar. Nach dem Mittagessen im Restaurant könnten bei Interesse weitere Punkte auf dem Programm stehen. Übernachtung im Hotel in Samarkand.

14.05. Freitag 31. Tag Samarkand Wenn wir schon entlang der Seidenstraße fahren, sollten wir auch sehen, wie Seide produziert wird und was daraus hergestellt wird. Deshalb besuchen wir die Teppichknüpferei »Samarkand – Buchara «, in der uns das alles erklärt wird. Und besuchen anschließend die Sternwarte von Ulugh Bek aus dem 15. Jahrhundert und den Schahi Sinda Komplex 11.–15. Jahrhundert. Nachmittag frei.

15.05. Samstag 32. Tag Samarkand – Taschkent 350 km lange Fahrt nach Taschkent mit dem Bus. Unterwegs sind Baumwollfelder und viele grüne Berge zu sehen. Die Wüsten, durch welche wir so lange Zeit gekommen sind, sind auf dieser Strecke erst einmal vergessen. Grün ist jetzt die vorherrschende Farbe in der Landschaft. Am Rande der Straße sind bei den Verkäufern verschiedene Sorten von Äpfeln und Honig zu kaufen. Die Fahrt dauert rund sechs Stunden und führt durch die Städte Dschissak, Yangiyer und Gulistan. Taschkent ist mit über zwei Millionen Einwohnern die Hauptstadt Usbekistans. Sie liegt im nördlichen Bereich der Großen Seidenstraße an der Grenze zu Kasachstan, im Tal des Flusses Tschirtschik. Im Herzen der Stadt blieben sehr schöne Bauwerke alt-usbekistanischer Architektur erhalten – so die Kukeldasch- und die Barak-Chan-Medresse aus dem 16. Jahrhundert. Drumherum spielt sich ein echt orientalisches Durcheinander ab mit verwinkelten Gassen und einem übervölkerten Basarviertel. Doch außerhalb der malerischen Altstadt präsentiert sich Taschkent als eine sehr modern gebaute Großstadt, als bedeutendes Wirtschaftszentrum. Zu Zeiten der UdSSR war Taschkent deren viertgrößte Metropole, die mächtigste Stadt außerhalb der Republik Rußland. Wir sehen das Museum für angewandte Kunst, es wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts im traditionellen usbekischen Stil gebaut, ebenso wie den Mustakillik Platz (Unabhängigkeitsplatz). Übernachtung im Hotel in Taschkent.

16.05. Sonntag 33. Tag Taschkent

Nach dem Frühstück im Hotel gibt es eine halbtägige Stadtbesichtigung. Medrese »Kukeldasch« 16. Jahrhundert, Basar »Chorsu«, Hasti Imam Komplex – Kaffal Schaschi Mausoleum, Freitagsmoschee und Islamische Uni. Wer Lust hat, fährt mit der Metro zum Platz der Völkerfreundschaft und zur Medrese »Abul Kosim« aus dem 19. Jahrhundert, wo sich heute eine Handwerkerstation befindet. Freizeit und Übernachtung in Taschkent.

Interessant an Taschkent war vor allem, dass es im Frühjahr 1966 ein großes Erdbeben dort gab, das die Altstadt völlig zerstörte und große Teile der Bevölkerung obdachlos machte. Und dann fand eine beeindruckende Aufbauleistung statt: Aus allen Teilen der Sowjetunion kamen Menschen zum Helfen, und bis zum Herbst hatten alle wieder eine Wohnung! Allerdings gab es ein Problem: die Menschen, die gewohnt waren, in einstöckigen Lehmbauten zu wohnen, mochten nicht in die Plattenbau-Hochhäuser ziehen. Es blieb ihnen aber angesichts des nahenden Winters nichts anderes übrig. Aber die Sache hatte zur Folge, dass viele der Helfer in der Stadt blieben, so dass bis heute mehr als 100 verschiedene Ethnien in der Stadt zusammenleben.

17.05. Montag 34. Tag Taschkent – Taraz Gleich nach Tashkent passieren wir den Grenzübergang nach Kasachstan. An der Grenze treffen wir unsere kirgisischen Reiseleiter, die uns während der folgenden Tage in Kasachstan und Kirgistan begleiten werden. Auf einer mehr oder weniger gut ausgebauten Straße fahren wir über die Stadt Shymkent nach Taraz. Abendessen und Übernachtung.

Überschrift: Mein Geburtstag.

Er begann damit, dass ich um 6 Uhr aufstehen musste, für ein Geburtstagskind, das noch dazu eine Nachteule ist, eine glatte Zumutung. Aber je nun, ich bin auf einer großartigen Reise, was nützt da Jammern, ich füge mich also ächzend in mein Schicksal. Nochmal zur Erinnerung: Am Tag davor hatte ich mir den kleinen Zeh gebrochen, auch so’n Geburtstagsgeschenk. Den muss ich jetzt immer mittels Heftpflaster an den Fuß ankleben, weil er sonst ganz falsch absteht. Beim Frühstück überreichen mir Ina und HP einen wunderhübschen Blumenstrauß, alle gratulieren, der Tag könnte doch noch nett werden. Vielleicht machen wir ja nach dem Grenzübergang ein schönes Picknick?

Um 9.15 Uhr sind wir an der Grenze Usbekistan-Kasachstan. Dort wird uns mitgeteilt, dass die Grenzer jetzt leider bis 10 Uhr Kaffepause hätten. Aber gnädigerweise lassen sie uns dann doch schon um halb 10 Uhr rein. Das übliche Prozedere, das ich schon beschrieben habe. Um 10,30 Uhr sind wir alle durch, nur der Bus noch nicht. Wir warten also, sind’s ja schon gewöhnt. Begrüßt werden wir von einer (zum Glück nur Übergangs-)Führerin, einer Barbiepuppe mit wallenden blonden Glasfaserlocken, die in jeder Hinsicht keine Hilfe ist. Sie stellt sich nicht vor, irgendwann erfahren wir durch Zufall, dass sie (auch noch!) Diana heißt.

Wir sitzen auf den Steinfliesen und Treppenstufen der Terrasse am Zollgebäude, lesen, unterhalten uns, machen Spiele. Es wird 11, es wird 12, nichts passiert. Um 12 erfahren wir, dass die Grenzer jetzt bis 14 Uhr Mittagspause haben. Irgendwann erfahren wir auch, dass schon wieder irgendeine Genehmigung für den Bus fehlt. Gelegentlich schreitet unsere Barbiepuppe mit wippender Lockenpracht von dannen, kommt wieder und weiß nichts. Auch nicht, dass wir, die wir ja schon abgefertigt waren, ohne Bus durchaus aus dem Zollgelände hätten hinausgehen können und direkt dahinter Läden und Restaurants vorgefunden hätten.

Es gibt nichts zu essen oder zu trinken. Es  wird 14, 15, 16  Uhr. Die Toilette soll in einem abenteuerlichen Zustand sein, ich ziehe es vor, sie zu meiden. Am späten Nachmittag gelingt es Ina, aus dem Bus wenigstens Wasser, etwas altes Brot (sozusagen mein Geburtstagskuchen) und ein paar Kekse zu holen, die gerecht verteilt werden. Die Steinfliesen sind wirklich hart. Meine Hüftknochen haben sich schon bald durch mein altersschwaches Sitzfleisch gebohrt und sind eine schmerzhafte Verbindung mit dem harten Untergrund eingegangen. Irgendwo anlehnen kann ich mich nicht, weswegen auch mein Kreuz schmerzt. Die anderen können ab und zu aufstehen und etwas herumgehen, ich muss das wegen des gebrochenen Zehs auf ein Minimum begrenzen. Irgendwann macht das Gerücht die Runde, dass bei einem Telefongespräch mit der Hauptstadt von dort die Anweisung gekommen sei, man solle uns ziehen lassen, die Beamten vor Ort jedoch damit nicht einverstanden seien. Frage an den Scheff: er weiß auch nichts, bekommt keinerlei Informationen.

Ein Spiel ist sehr hübsch: Eine/r muss Buchstaben würfeln, daraus zwei Wörter bilden, der/die Nächste eine Geschichte erzählen, in der diese beiden Wörter vorkommen. Die dichterischen Verrenkungen dabei lösen lautes Gelächter aus. Die Zöllner denken, wir machen uns über sie lustig und wollen uns von der Terrasse – der einzigen Sitzgelegenheit – verjagen. Es kann gerade noch abgewendet werden, aber jetzt trauen wir uns nicht mehr, über irgendetwas zu lachen. Es wird 17, 18, 19  Uhr. Das Gerücht macht die Runde, dass wenn die Genehmigung bis 20 Uhr nicht da ist, wir fahren dürfen, weil die Grenzstation dann dicht macht. Diejenigen, die das nicht glauben können, unken, dass wir die Nacht vielleicht auf dieser Terrasse zubringen müssen.

Aber tatsächlich: kurz vor 20 Uhr (nach neuneinhalb Stunden!!!) kommt die Genehmigung und wir dürfen fahren. Große Erleichterung. Aber wir haben noch etwa 8 Stunden Fahrt vor uns bis Taraz, zu dem bestellten Abendessen dort kommen wir auf keinen Fall. Die nächste Möglichkeit, etwas zu essen zu bekommen, ist in einer Stadt, die angeblich 3 Stunden weg ist. Wir kommen wegen miserabler Straßen dort nach 4 Stunden an, um Mitternacht. Die Leute in dem Restaurant zaubern tatsächlich noch ein frisch gekochtes 3-Gänge-Menü für uns hin, es gibt Bier und ein Steh-Klo, in das ein Kleinkind leicht hineinfallen könnte. Da ist Beinespreizen angesagt. Aber wir sind dankbar. Um 1 Uhr geht es weiter, und nach weiteren vier Stunden Fahrt sind wir um 5 Uhr morgens tatsächlich in unserem Hotel in Taraz. Dieser denkwürdige Geburtstag hat also nahezu 24 Stunden gedauert!

18.05. Dienstag 35. Tag Taraz – Bishkek  Weiter geht es durch Kasachstan. Wir durchfahren die Steppe, während zu unserer Rechten das Tien-Shan-Gebirge mit schneebedeckten Gipfeln, die teilweise über 5.000 m hoch sind, auftaucht und die wir noch auf tausende von Kilometern bis nach China hinein immer wieder sehen werden. Eine Landschaft, die ihresgleichen sucht in ihrer Weite und Einsamkeit. Am Mittag reisen wir nach Kirgistan ein und kommen in die Hauptstadt des Landes, nach Bishkek. Abendessen und Übernachtung.

Erst mal mussten wir wieder aus Kasachstan raus und nach Kirgistan hinein und fragten uns, wie lange es wohl diesmal dauern würde. Es waren aber nur drei Stunden, das ist sozusagen normal. Die Landschaft ist in der Tat sehr schön: Man fühlte sich wie in der nordamerikanischen Prärie.

19.05. Mittwoch 36. Tag Bishkek und Ala Archa Nationalpark Heute Vormittag lassen wir es geruhsam angehen. Am Nachmittag besuchen wir den südlich der Stadt gelegenen Ala Archa Nationalpark. Wir fahren zunächst mit dem Bus ca. 30 km in den Canyon und können dann nach einer kurzen Wanderung einen schönen Aussichtspunkt erreichen. Von hier aus bietet sich ein herrliches Panorama auf die Berge im Süden, deren Gipfel bis über 5.000 m Höhe erreichen.

20.05. Donnerstag 37. Tag Bishkek – Issyk Kul See Wir fahren von Bishkek aus auf einer der Hauptrouten des Landes nach Osten zum Issyk Kul See. Der See liegt auf ca. 1.600 m Höhe und ist damit einer der größten und tiefsten Gebirgsseen der Welt. Große Bereiche seines Ufers stehen unter Naturschutz. Am Nordufer des Sees fahren wir bis zur Ortschaft Chok-Tal (ca. 220 km), zu Sowjetzeiten ein beliebter Badeort. Im Norden sehen wir die beeindruckende Bergkette des Grenzgebirges zu Kasachstan, ein beliebtes Revier für Trekking- und Klettertouren. Am Abend fahren wir wieder zurück nach Bishkek.

Ja, Kirgistan ist ein landschaftlich wunderschönes Land. Die Schweizer unter uns meinen, wie bei ihnen zuhause. Der See ist grandios: türkis blau vor der Alpenkette mit weißen Gipfeln und riesig: nach den Titicaca-See der größte Bergsee der Welt mit 800 km Länge und 160 km Breite, eigentlich ein Meer. Für die Zahlen allerdings übernehme ich keine Garantie, unsere Führerin hat damit nämlich manchmal Probleme (vor allem mit den Nullen, die hinter einer Zahl sind, ob es also hundert oder tausend sind, weiß sie nicht immer so genau).

21.05. Freitag 38. Tag Bishkek Freier Tag in Bishkek, wo wir Gelegenheit zu Spaziergängen in den zahlreichen Parks oder in den belebten Straßen der Stadt haben.

Nix Spaziergänge, es regnete. Ich war im Bazar, habe mir dort eine Armani-Hose (!!) für ganze 9 Dollar gekauft und dann an diesem Bericht weiter geschrieben. Amen.

22.05. Samstag 39. Tag Bishkek – Almaty  Wir verlassen die kirgisische Hauptstadt Bishkek und fahren nach Norden zur Grenze nach Kasachstan bei der Kleinstadt Korday. Nach ca. 200 km voller traumhafter Landschaftseindrücke erreichen wir Almaty (Alma Ata), die frühere Hauptstadt Kasachstans. Am Nachmittag lernen wir die von hohen Bergen umsäumte Metropole bei einer kleinen Stadtrundfahrt kennen. Abendessen und Übernachtung

So, da sind wir jetzt, es gießt und gleich gibt es Abendessen. Ich mache Schluss. Morgen geht es an die Grenze nach China, noch eine Übernachtung in Kasachstan und dann kommt nur noch China.

Dieser Bericht wird länger als die anderen, wann ich ihn abschicken kann, steht noch in den Sternen. Denn ich bin nicht bereit, 15 Euro pro angefangene Stunde Internet zu zahlen. Vielleicht irgendwann in China, aber in diesen ehemaligen Sowjetrepubliken werdenWesttouristen schlichtweg geplündert. In den Hotels herrscht der glatte Nepp.

23.05. Sonntag 40. Tag Almaty – Zarkent Weiter geht es durch Kasachstan, Richtung chinesischer Grenze. Wir garantieren Ihnen, dass Sie diese Landschaften des südöstlichen Kasachstans wieder sehen wollen! Immer wieder legen wir Stopps zum Fotografieren ein. Riesige Herden von Pferden grasen friedlich in der Weite der Ebenen und leichten Hügel. Jurten, ein paar Kamele und vereinzelte Reiter sind oftmals die einzigen Fixpunkte in einer scheinbaren Unendlichkeit, die dann doch von fernen Bergzügen begrenzt wird. Wir kommen nach Zharkent, den letzten Ort vor der chinesischen Grenze zur Übernachtung.

24.05. Montag 41. Tag Zharkent – Yinning Heute üben wir uns in Geduld. Wir sind gespannt, wie lange wir dieses Mal für die Grenzformalitäten brauchen. Beim letzten Mal brauchten wir sechs Stunden für die Ausreise aus Kasachstan und drei Stunden dauerte es, bis wir die chinesischen Grenzposten verlassen konnten. Am Abend in der chinesischen Stadt Yinning feiern wir dann, dass dies der letzte Grenzübertritt war für die nächsten Wochen.

Von wegen feiern. Hab ich mich über die Einreise nach Kasachstan an meinem Geburtstag beklagt? Die wurde diesmal noch getoppt. zunächst hatten wir alles – wirklich alles! – Gepäck einschließlich der vielen inzwischen dazugekommenen Kleinigkeiten aus dem Bus nehmen und eigenhändig durch den Zoll schleifen müssen. Während ich nur einen Koffer aufmachen musste, dessen Inhalt flüchtig begutachtet wurde, meinen Laptop aus dem Rucksack holen musste, worauf der Zollbeamte nur begeistert sagte: „oh, Computer!“, ging es anderen schlechter. Von einer Mitreisenden wurde verlangt, dass sie ihr Passwort für den Computer (auf dem viel Geschäftliches war) bekannt geben müsse. Als sie sich weigerte, wurde ihr der Pass eingezogen. Sie musste mehrere Stunden auf die Rückgabe warten.

Nach mehr als 10 Stunden Warten auf einen Stempel für den Bus – wieder auf einer Terrasse und ihren Stufen, es gab keine andere Sitzgelegenheit – wurde uns schließlich gesagt, wir könnten aus dem Zollgelände heraus und draußen auf den Bus warten, der gleich käme. Draußen überfielen uns dann Scharen von Kasachen, die uns anboten, Geld zu wechseln, wovor unser Reiseleiter für China, Linus Schlüter, uns aber dringend gewarnt hatte, weil man dann leicht Falschgeld bekommen kann. Wir marschierten also, um dem zu entkommen, samt Gepäck etwa einen halben Kilometer weiter und warteten dann an einer Straßenkreuzung auf den Bus, der nicht kam und nicht kam und nicht kam.

Schließlich erfuhr Linus über Telefon, dass der Stempel (der aus der Hauptstadt Urumqi gefaxt werden sollte) nicht gekommen sei und der Bus über Nacht im Zollgelände bleiben müsse!! Nach einer weiteren Weile stießen dann auch der Scheff und unser chinesischer Führer Chi mit ihrem Gepäck zu uns. Wirklich phantastisch aber war, wie glänzend mit dieser verzweifelten Situation von den Veranstaltern unserer Reise umgegangen wurde. Während wir unser Gepäck an der Straßenkreuzung ließen, wo es von HP, Chi, Toli und Wolfram bewacht wurde, wurden wir von Linus erstmal in ein Restaurant zum Essen geführt. Inzwischen wurde ein chinesischer Bus organisiert, der uns zu unserem etwa eine gute Stunde entfernten Hotel fahren sollte.

Der allerdings war ein Abenteuer für sich. Knallharte Federung, enge, harte Sitze, wir spürten jedes Schlagloch. Als HP damit ankam, sagte er: „Wenn ihr darin sitzt, werdet ihr wissen, warum ihr so viel Geld bezahlt habt!“ So war es. Wir lernten „unseren“ Avanti-Bus wirklich noch einmal besonders schätzen!

25.05. Dienstag 42. Tag, Yinning – Sairam-See Während der Bus beim örtlichen TÜV (!) einer ausgiebigen Prüfung unterzogen wird, neue Führerscheine (!!), Nummernschilder und Fahrzeugpapiere (!!!) ausgestellt werden, haben Sie die erste Gelegenheit, sich an China heranzutasten. Sie werden begeistert sein von der Freundlichkeit und Offenheit der Menschen, ihrer Fröhlichkeit und Neugierde, mit der Sie Ihnen entgegentreten und den vielen Kontakten, die sich auch ohne Sprachkenntnisse ergeben. Am Nachmittag fahren wir in das Bergland und kommen an den Sairam-See.  Abendessen und Übernachtung.

Der Bus kam tatsächlich erst nachmittags aus dem Zoll heraus, und während der Scheff TÜV, Führerschein usw. hinter sich brachte, fuhren wir mit dem chinesischen Bus zum Sairam-See. Zunächst kamen etwa anderthalb Stunden Autobahn, das ging ja noch. Aber die war noch nicht fertig, deshalb kamen dann zweieinhalb Stunden Straße im Bau, sprich: eine von tiefen Schlaglöchern, Bodenwellen und Schräglagen durchsetzte Sandpiste, auf der wir mehr als durchgerüttelt wurden und ich manchmal Angst hatte, der Bus könnte umkippen. Der chinesische Fahrer mühte sich redlich, die vielen unendlichen Staub aufwirbelnden Laster und Tankwagen, die vor uns fuhren, zu überholen. Endlich hatte er es geschafft, da schrien wir: „Fotostop!!“ Denn vor uns erhob sich die halbfertige Autobahnbrücke, die in etwa 500 m Höhe über uns das Tal überqueren wird, das wir gerade so mühsam hochkrochen. Ein atemberaubender Anblick!

 

Danach hatten wir die ganzen Laster natürlich wieder vor uns.

Ansonsten: Alpen. Eine schweizerische Mitreisende sagte, als wir am Hotel, in dessen Nähe auch einige Jurten stehen: „Interlaken mit Jurten. Für mich schon ein eigenartiges Gefühl“.

26.05. Mittwoch 43. Tag Am See Ruhetag im Westen Chinas in einer grandiosen Gebirgslandschaft, die an einen riesigen See grenzt. Nomaden haben sich mit ihren Jurten in mehreren kleineren »Dörfern« an den Ufern des Sees niedergelassen, Pferde und Kamelherden bestimmen die weite Graslandschaft der Umgebung. Wer möchte, unternimmt eine Wanderung oder reitet mit dem Pferd aus, lässt sich die Jurten zeigen, trinkt Tee und kommt ins Gespräch.

Naja, mit Wanderung ist es nix für meinen gebrochenen Zeh. Ich habe einen kleinen Spaziergang gemacht und sitze jetzt, die Aussicht genießend, und schreibe. Es ist vier Uhr nachmittags, und der Avanti-Bus ist immer noch nicht da. Hoffentlich schafft er es, heute noch zu kommen! Tatsächlich: um 6 Uhr ist er endlich da. Wir sind gottfroh: wir hatten uns schon ganz heimatlos gefühlt. In dem Bus fühlen wir uns richtig zuhause.

27.05. Donnerstag 44. Tag Sairam-See – Urumqi Dann geht es nach Urumqi, Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang in der Volksrepublik China. Xinjiang ist für seine ethnische Vielfalt bekannt. Es wird überwiegend von Turkvölkern bewohnt, von denen die größte Gruppe Uiguren darstellen. Islamistische und pan-türkische Organisationen der uigurischen Separatisten sorgen immer wieder für regionale Unruhen mit der Forderung nach Unabhängigkeit, da die Bevölkerung ihrer Ansicht nach einem Sinisierungsdruck ausgesetzt ist. Den nördlichen Teil der Region bevölkern größtenteils Kasachen, im Westen gibt es zahlreiche Minderheiten, darunter Kirgisen, Mongolen und Tadschiken. Schon seit dem Altertum war Xinjiang, durch den der größte Teil der östlichen Seidenstraße führt, Gegenstand zahlreicher Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Völkern und Stämmen.

Und in diesem Zuhause ging es heute nach Urumqi. Im Hotel: jedes Zimmer hat einen Computer, dessen Anschluss man aber herausziehen und an seinen Laptop stecken kann. Super. So kann ich dies endlich abschicken.

Barbara Volhard

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26Mai/10Off

Grenzen…

Die Fahrt zur kasachisch-chinesischen Grenze am Pfingstmontag beginnt um 6.30 h, bei 14 Grad Außentemperatur rollen wir unter einem frühsommerlich blaustrahlenden Morgenhimmel nach Osten. Es ist so klar, dass links wie rechts die schneebedeckten drei- bis fünftausend Meter hohen Gebirge nicht nur zu erahnen sind, sondern überdeutlich am Horizont über der kasachischen Ebene schweben. Nach einer dreiviertel Stunde ist Schluss, am ersten Vorposten der Grenze stehen bereits zwei chinesische Busse und warten. Kleinbusse fahren vor, werden auf einem Seitenstreifen an uns vorbeigeleitet. Wir aber warten, mittlerweile sind weitere große Busse bei uns eingetroffen. Nach einer Stunde kommt Bewegung auf, ein kasachischer Zöllner kontrolliert alle Pässe, wir passieren eine Schranke, bilden nach knapp fünf Kilometern Fahrt erneut einen Omnibuskonvoi. Weitere Passkontrolle, neuer Schlagbaum und wir stehen vor dem eigentlichen Zollhof. Alle Fahrgäste steigen aus, Wolfram und ich steuern den Bus in die Halle, in der die Fahrzeuge untersucht werden. Ein blau Uniformierter schüttelt uns die Hand, füllte einen Zettel aus und ruft einen grün Gekleideten mit hoher Mütze herbei, der uns zum ersten Büro führt. Keine fünf Minuten später haben wir den ersten Stempel, nach einer Viertelstunde im nächsten Büro den zweiten, dann den dritten... In eineinhalb Stunden sind alle sechs Stempel auf unserem Papier, nach einer kurzen Kofferraumkontrolle und einem Kaffee mit den Zöllnern aus unserer Espressomaschine rollen wir aus der Halle, beklatscht von unseren wartenden Mitreisenden Richtung chinesischem Schlagbaum. Mein Angstgegner kasachischer Zoll, der uns vor zwei Jahren sechs Stunden lang in brütender Julihitze schmoren ließ und nicht ausreisen lassen wollte, hat sich als freundlichste Abfertigung der letzten Wochen erwiesen.

Dieses Mal sind es die Chinesen, die nicht wollen. Sie lassen den Bus nicht durch! Die Passagiere werden abgefertigt, warten auf der Ausreiseseite des Zollgebäudes, aber der Bus bleibt bei der Einreise stehen. Ich darf nicht fahren. Stunden um Stunden vergehen. Ein Fax aus Urumqi, der Hauptstadt der westlichen, autonomen Provinz Xinjang, das die korrekte Anmeldung unseres Fahrzeugs beim chinesischen Zoll bestätigen soll, trifft nicht ein. Es ist auch nicht gegen halb sieben am Abend da und die Grenze schließt um sieben. Längst haben wir mit der Umsetzung von Plan B begonnen. Während unsere Gruppe im Grenzort zu Abend isst, trifft ein chinesischer Bus ein, der uns nach Yining bringen soll, wo wir unser Hotel haben. Ein optisch gefälliger Higer-Bus ist es, aber als wir losfahren, verstehen unsere Mitreisenden, welche Welten zwischen unserem und einem chinesischen Bus liegen! Unser roter SETRA bleibt im Zollgelände, wir sollen morgen wiederkommen.

 Mit den beiden chinesischen Führern fahren wir - also Wolfram, der als zweiter Fahrer in China dabei ist und Toli, unser Mechaniker - am Dienstag mit dem Taxi die 80 Kilometer zum Zoll zurück. Und während unsere beiden Chinesen wieder verhandeln und telefonieren, bringen wir den Bus auf Hochglanz. Bis zur Mittagspause des Zolls tut sich sonst nichts. Dann kommt Che, einer der beiden chinesischen Begleiter und eröffnet uns, dass es vielleicht noch zwei Tage gehen könnte, und dass es immer noch am Hauptzollamt in Urumqi liegt, dass wir stehen bleiben müssen. Plan C tritt in Kraft: Die Gruppe wird von Yining aus mit einem chinesischen Bus an unser nächstes Ziel gefahren, den Sairam-See. Unsere Laune ist auf dem Tiefpunkt. Es kann noch zwei Tage gehen, bis wir hier herauskommen. Und dann ist immer noch der chinesische TÜV zu erledigen, ein neues Nummernschild zu machen und unsere chinesische Führerscheinprüfung abzulegen. Super!

 Aber um 16.30 Uhr, wir drei haben es uns im Bus bequem gemacht und dösen vor uns hin, ruft es plötzlich: "Los, fahren, fahren, der Bus darf durch!" Welch eine Erleichterung! Der Bus geht durch! Nur noch die Formalitäten sind zu erledigen. Auf der neuen Autobahn donnern wir nun im roten Blitz nach Yining. Dort wartet ein Polizeifahrzeug, das uns zum TÜV bringen soll, zur Zulassungs- und Führerscheinbehörde. Hinter dem Polizeifahrzeug haben wir freie Fahrt, es gibt keine roten Ampeln mehr und auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung innerorts, denn die Zeit drängt und die Ämter schließen bald. Wir schaffen den TÜV, wir brettern mit Karacho hinter der Polizei zum Landratsamt, wir bekommen unser chinesisches Nummernschild - aber den Führerschein schaffen wir heute nicht mehr. Schon für das Nummernschild haben die Beamten Überstunden gemacht, aber der Arzt, der unsere Fahrtauglichkeit untersuchen soll, ist längst zu Hause. 
Und so gehen wir ins Hotel und entdecken vis-a-vis einen Platz mit vielen kleinen Garküchen, wo es duftet, brutzelt, schmort... Hammelfüße, Schafsköpfe, Innereien, Eintöpfe, Spieße, frisch gezogene Nudeln: Jetzt sind wir wirklich in China. Den Führerschein machen wir morgen. Und dann fahren wir der Gruppe hinterher zum See in den Bergen...

Hans-Peter Christoph

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25Mai/10Off

China & Schafskopf

Für alle, die sich fragen, wo die Reisenden geblieben sind, hier eine Nachricht von HP per SMS: "Alles in Ordnung so weit, Gruß aus Yinning/China."

Nun warten wir drauf, dass GPS wieder funktioniert. Schlamperei, das!

Sigrid Hofmaier

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