Im Reisebus von Freiburg nach Shanghai – auf der Seidenstraße um die halbe Welt
25Apr/10Off

Kappadokien – Ostanatolien

21.04. Mittwoch 
8. Tag Istanbul – Ürgüp/Kappadokien

Das Wetter ist einfach lausig. Regen und Affenkälte. Von der interessanten Tuffsteinlandschaft sehen wir erst mal nichts. Aber das Hotel ist bezaubernd. Wir wohnen um einen Innenhof mit Schwimmbad herum, und unter den Arkaden, die vor unseren Zimmern sind, kann man sogar regensicher sitzen. Das wieder mehrgängige (und uns langsam überfordernde) Abendessen findet in dem Hotelrestaurant statt, das den Gewölben der in den Fels gehauenen Wohnungen nachempfunden ist, sehr geschmackvoll nur mit Teppichen geschmückt, Feuer im Kamin usw.

22.04. Donnerstag 
9. Tag Kappadokien

Das Wetter immer noch unsicher, aber es klart auf, und wir erleben nun diese phantastische Landschaft. Wie die zustande gekommen ist, könnt ihr ergoogeln. Als erstes besichtigen wir eine der unterirdischen Städte. Hier fanden im 11. und 12. Jahrhundert Tausende von verfolgten Christen Schutz. Die Stadt, die wir besichtigten, ging 6 Stockwerke in die Tiefe, von denen ich allerdings nur die ersten zwei sehen konnte. Danach wurde es zu steil. Winzige Kammern, ein ausgeklügeltes Belüftungssystem mit Schächten, die nach oben gehen, Brunnen, die mehrere hundert Meter tief sind, winzige Kammern, in denen ich gerade noch stehen konnte, alles in den Stein gehauen! Aber wir erfuhren, dass die Leute damals keineswegs kleiner waren als wir heute: aus Skelettfunden weiß man, dass sie z.T. 1,80 m groß waren, also sich oft bücken mussten, genauso wie wir, wenn wir durch einen der Tunnel ins nächste Stockwerk klettern mussten. Diejenigen, die tiefer gegangen sind, erzählten, dass sie z.T. hätten kriechen müssen. In dieser Stadt konnten sich bis zu 4000 Menschen (!) verstecken und, da sie dort Vorräte gelagert und auch Zugang zu Wasser hatten, eine Weile überleben. Der Zugangstunnel konnte durch einen einzigen Stein so verschlossen werden, dass er von außen nicht zu öffnen war. Solche Städte gibt es mehrere, sie sind durch unterirdische Tunnel miteinander verbunden, von denen der längste, den man gefunden hat, 25 km lang ist! Diese Städte wurden meist im Winter gegraben, weil dann der Aushub durch Schnee verdeckt und daher vom Feind nicht entdeckt werden konnte.
Bis heute werden diese in den Bimsstein gehauenen Höhlen als Lagerungsstätten für Kartoffeln, Obst und Gemüse genutzt, denn die im Winter wie im Sommer konstante Temperatur von etwa 12° sorgt für eine lange Haltbarkeit. Bis heute gibt es auch noch bewohnte Wohnungen, die wenigstens zum Teil in den Fels gehauen sind.

Am Nachmittag wagten sich einige auf die Wanderung, denn das Wetter schien zwar bewölkt, aber stabil. Pustekuchen: ganz am Schluss gerieten sie doch noch in den Hagel-schauer, den wir im Hotel ungläubig aufs Schwimmbad niedergehen sahen. Aber wenigstens saßen wir im Trockenen.

Am nächsten Tag – endlich schien die Sonne, auch wenn es noch immer ziemlich kalt war – fuhren wir nach Göreme und besichtigten in den Fels gehauene Kirchen mit wunderbar erhaltenen Fresken aus dem 11. und 12. Jahrhundert.

23.04. Freitag 
10. Tag Ürgüp – Sivas

Ihr seht schon, die Reihenfolge der Dinge ändert sich manchmal, in diesem Fall wetterbedingt. Und meine Fähigkeit, ausführliche Berichte zu schreiben, ändert sich auch. Denn mindestens bei uns Älteren (der älteste ist 79 Jahre alt!) stellen sich langsam Ermüdungserscheinungen ein. Die Reise ist doch recht anstrengend, auch wenn der Bus wirklich komfortabel ist, aber die langen Fahrten und die unglaubliche Menge an neuen Eindrücken, die zu verarbeiten man kaum Zeit findet, fordern ihren Tribut. Man will abends nur noch alle Viere von sich strecken und nicht mehr am Laptop sitzen. Während ich dies alles schreibe, sitze ich bereits in Dogubeyazit, während die anderen auf ihrer Wanderung zum Ishak-Pascha-Palast sind, und ich bin sicher, dass ich vieles aus den vergangenen Tagen, die ich hier beschreibe, bereits wieder vergessen habe. Ich kann nicht versprechen, dass ich meine Berichterstattung aufrechterhalten kann.

24.04. Samstag 
11. Tag Sivas – Dogubeyazit

Wunderbares Wetter! Wir fuhren durch Hochebenen zwischen Dreitausendern und über mehrere Pässe, die 2200 und 2300 m hoch sind und freuten uns schon auf den ersten Blick zum fast 5200 Meter hohen Ararat. Aber dann fing es doch wieder an zu regnen, und auch am nächsten Morgen war das Wetter noch trüb. Die kurdischen Dörfer an der Strecke unglaublich armselig, einstöckige winzige Gebäude mit Fenstern die geschätzte 50 cm breit und hoch sind, die Häuser gedeckt mit Plastikplanen, die von Autoreifen beschwert werden, aber jedes hat ein Fernseh-Schüssel! Wahrscheinlich das einzige Vergnügen im harten Leben der Menschen hier.

25.04. Sonntag 
12. Tag Dogubeyazit

Gegen 10 Uhr klarte es doch auf, und wir konnten den Ararat sehen, der über den Wolken zu schweben scheint. Und morgen früh müssen wir schon um 6 Uhr losfahren!!! Keine Ahnung, wann ich wieder ins Internet komme, also dies erstmal bis dann....

Barbara Volhard

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